Seite 26 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

22
Patriarchen und Propheten
Solche Lehre erniedrigt das große Werk des Schöpfers auf die Ebene
enger, irdischer Vorstellungen. Die Menschen sind so sehr darauf
bedacht, Gott von der Herrschaft des Weltalls auszuschließen, daß
sie lieber sich selbst erniedrigen und um die Würde ihres Ursprungs
bringen. Er, der die Sternenwelten schuf, der den Blumen auf dem
Felde mit unübertrefflicher Kunstfertigkeit zarte Farben verlieh, der
Himmel und Erde mit den Wundern seiner Macht füllte, der ver-
säumte nicht, ein Wesen zu schaffen, das der Hand seines Schöpfers
würdig war, damit es auf der schönen Erde herrsche und Gottes herr-
liches Werk kröne. Die Abstammung unseres Geschlechts, wie sie
Gottes Geist uns vermittelt, geht nicht auf eine Reihe von Keimen,
Weichtieren und Vierfüßlern zurück, die sich entwickelten, sondern
auf den großen Schöpfer. Adam war, obgleich aus Staub gebildet,
der Sohn Gottes. Vgl.
Lukas 3,38
.
Der erste Mensch wurde als Gottes Stellvertreter über die nied-
rigeren Lebewesen gesetzt. Diese können Gottes unumschränkte
Herrschaft nicht verstehen oder erkennen, doch erhielten sie die Fä-
higkeit, den Menschen zu lieben und ihm zu dienen. Der Psalmist
sagt: „Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk,
alles hast du unter seine Füße getan: ... die wilden Tiere, die Vögel
unter dem Himmel ... und alles, was die Meere durchzieht.“
Psalm
8,7-9
.
Der Mensch sollte nach seiner äußeren Erscheinung und seinem
Charakter das Bild Gottes an sich tragen. Christus allein ist „das
Ebenbild seines [Gottes] Wesens“ (
Hebräer 1,3
), der Mensch aber
wurde immerhin nach dem Bilde Gottes geschaffen. Sein Wesen
war in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Er vermochte
göttliche Gedanken zu erfassen. Seine Empfindungen waren rein.
Seine Triebe und Neigungen wurden von der Vernunft beherrscht.
Er war heilig und glücklich als das Abbild Gottes, das dessen Willen
völligen Gehorsam leistete.
Als der Mensch aus der Hand seines Schöpfers hervorging, war
er von hoher Gestalt und vollendetem Ebenmaß. Sein Gesicht hatte
frische, gesunde Farbe und strahlte vor Lebensfreude. Eva war nur
wenig kleiner und ebenfalls eine edle Erscheinung von besonderer
[22]
Schönheit. Das sündlose Paar trug keine Kleidung. Ein Lichtgewand,
wie es auch die Engel tragen, umgab sie, solange sie Gott gehorsam
waren.