Seite 279 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Vom Roten Meer zum Sinai
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Wasser, daß wir trinken.“ Trotzdem verlor er die Geduld nicht. „Was
hadert ihr mit mir?“ fragte er. „Warum versucht ihr den Herrn?“ Sie
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schrien in ihrem Zorn: „Warum hast du uns aus Ägypten ziehen
lassen, daß du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben
läßt?“
2.Mose 17,2.3
. Waren sie mit reichlich Nahrung versorgt
worden, erinnerten sie sich beschämt ihres Murrens und Unglaubens
und versprachen, künftig dem Herrn zu vertrauen. Aber nur zu bald
vergaßen sie ihr Versprechen, und bei der nächsten Glaubensprüfung
versagten sie. Die Wolkensäule, die sie führte, schien ein schreck-
liches Geheimnis zu bergen. Und Mose — wer war er? fragten sie
sich, und zu welchem Zweck führte er sie aus Ägypten? Argwohn
und Mißtrauen ergriff Besitz von ihnen. Sie erdreisteten sich, ihn
anzuklagen, er wolle sie und ihre Kinder durch Entbehrungen und
Mühsal töten, um sich an ihrem Besitz zu bereichern. In dem Tumult
waren sie voll Wut und Empörung drauf und dran, ihn zu steinigen.
In seiner Not betete Mose laut zum Herrn: „Was soll ich mit
dem Volk tun?“
2.Mose 17,4
. Gott hieß ihn, den Stab zu nehmen,
mit dem er in Ägypten die Wunder getan hatte, und gemeinsam
mit den Ältesten vor das Volk zu treten. Weiter sagte ihm der Herr:
„Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Da
sollst du an den Fels schlagen, so wird Wasser herauslaufen, daß das
Volk trinke.“
2.Mose 17,6
. Er gehorchte, und das Wasser brach wie
ein Lebensstrom hervor, der die Lagerbewohner reichlich versorgte.
Statt Mose zu befehlen, seinen Stab zu erheben und — ähnlich
wie in Ägypten — auf die Urheber dieses mutwilligen Klagens
irgendeine schreckliche Plage herabzurufen, ließ der Herr in seiner
großen Barmherzigkeit den Stab zu ihrer Errettung dienen.
„Er spaltete die Felsen in der Wüste und tränkte sie mit Wasser
in Fülle; er ließ Bäche aus den Felsen kommen, daß sie hinabflossen
wie Wasserströme.“
Psalm 78,15.16
. Wohl schlug Mose den Felsen,
aber der Sohn Gottes stand in der Wolkensäule verhüllt neben Mose
und ließ das lebenspendende Wasser fließen. Nicht nur Mose und die
Ältesten, sondern die ganze Gemeinde, die von ferne stand, sahen
die Herrlichkeit des Herrn. Hätte sich aber die Wolke entfernt, wären
sie von dem gewaltigen Leuchten dessen, der darin wohnte, getötet
worden.
Das vom Durst geplagte Volk hatte Gott versucht, als es fragte: Ist
der Herr unter uns oder nicht? —Wenn Gott uns hierher gebracht hat,