Seite 316 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Während der Knechtschaft in Ägypten hatten viele Israeliten die
Kenntnis des Gesetzes Gottes weitgehend verloren und seine Vor-
schriften mit heidnischen Bräuchen und Überlieferungen vermischt.
Gott führte sie zum Sinai und verkündete ihnen dort mit eigener
Stimme sein Gesetz.
Aber auch Satan und seine bösen Engel waren auf dem Plan. So-
gar während Gott dem Volke sein Gesetz verkündete, ging der Teufel
darauf aus, es zur Sünde zu verleiten. Gerade in der Gegenwart des
Himmels wollte er Gott sein erwähltes Volk abspenstig machen.
Wenn er es zum Götzendienst verführte, würde er die Wirksamkeit
aller Anbetung zunichte machen. Denn wie kann ein Mensch inner-
lich erhoben werden, wenn er dem göttliche Verehrung bezeugt, das
nicht höher steht als er selbst und von ihm selbst gestaltet werden
konnte? Wie konnten Menschen sich gegenüber der Stärke, Majestät
und Herrlichkeit des unendlichen Gottes so betören lassen, ihn durch
ein gehauenes Bild, ja gar durch ein wildes Tier oder eine Schlange
darzustellen! Dadurch, daß sie ihr Kindschaftsverhältnis zu Gott,
nach dessen Bild sie geschaffen waren, so weit zu vergessen ver-
mochten, daß sie sich vor diesen abstoßenden, toten Gegenständen
verneigten, bahnten sie der Zügellosigkeit den Weg; die schlechten
Triebe des Herzens kennen in solchem Fall keine Hemmungen mehr,
und Satan kann seine Herrschaft voll und ganz ausüben.
Schon am Sinai fing er an, sein Vorhaben zur Vernichtung des
göttlichen Gesetzes zu verwirklichen und das Werk fortzusetzen,
das er im Himmel begonnen hatte. In den 40 Tagen, als Mose auf
dem Berge bei Gott war, bemühte er sich eifrig, Zweifel, Abfall
und Empörung zu erregen. Während Gott sein Gesetz niederschrieb,
um es der gewissenhaften Obhut seines Bundesvolkes anzuvertrau-
en, versagten die Israeliten Jahwe die Treue und forderten goldene
Götter. Als Mose aus der Ehrfurcht gebietenden Gegenwart der gött-
lichen Herrlichkeit kam und in den Händen die Verordnungen des
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Gesetzes hielt, die zu befolgen sie gelobt hatten, stellte er fest, daß
sie sich anbetend vor einem goldenen Bilde verneigten und damit
offenen Widerstand gegen die göttlichen Gebote leisteten. Satan
beabsichtigte ihren Untergang, als er die Israeliten zu dieser ver-
messenen Beleidigung und Lästerung Jahwes verführte. Da sie sich
als derart verderbt und bar aller Empfindungen für die Vorzüge und
Segnungen erzeigten, die Gott ihnen erwiesen hatte, und weil sie