Seite 337 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Stiftshütte und ihr Dienst
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worden war, sah sich das Volk von seiner Sündenlast befreit. Wäh-
rend des Versöhnungswerkes sollte jeder mit Trauer an seine Sünden
denken. Alle Tätigkeit unterblieb, und die ganze Gemeinde Israel
verbrachte den Tag in Demut vor Gott mit Gebet, Fasten und ernster
Selbstprüfung.
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Dieser jährliche Gottesdienst belehrte das Volk über die Bedeu-
tung der Versöhnung. Infolge der im Verlauf des Jahres dargebrach-
ten Sündopfer hatte Gott wohl einen Vertreter anstelle der Sünder
angenommen, aber vollkommene Versöhnung brachte das Blut die-
ses Opfertieres nicht. Es war nur das Mittel, mit dem die Sünde
auf das Heiligtum übertragen wurde. Mit der Darbringung von Blut
bestätigte der Sünder die Autorität des Gesetzes. Er bekannte sich
seiner Übertretung schuldig und bewies zugleich den Glauben an
den, der die Sünde der Welt wegnehmen sollte; aber er war noch
nicht völlig vom Fluch des Gesetzes befreit. Am Versöhnungstage
dagegen ging der Hohepriester nach einem Opfer für die Gemeinde
mit dem Blut in das Allerheiligste und sprengte es auf den Gnaden-
stuhl über den Gesetzestafeln. So wurde der Anspruch des Gesetzes,
das das Leben des Sünders forderte, abgegolten. Dann nahm der Ho-
hepriester in seiner Eigenschaft als Mittler die Sünden auf sich und
war mit Israels Schuld belastet, wenn er das Heiligtum verließ. An
der Tür der Stiftshütte legte er seine Hände auf den Bock für Asasel
und bekannte dann über ihm „alle Missetat der Kinder Israel und alle
ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt“ hatten, und legte
„sie dem Bock auf den Kopf“.
3.Mose 16,21
. Nun erst, nachdem
der mit diesen Sünden beladene Bock fortgebracht worden war, sah
man diese als für immer vom Volke getrennt an. So war der Dienst
beschaffen nach „dem Abbilde und Schatten des Himmlischen“.
Hebräer 8,5
.
Das irdische Heiligtum wurde, wie wir lasen, von Mose nach
dem Muster errichtet, das ihm auf dem Berge gezeigt worden war.
Es war „ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit“, zu der „Gaben und
Opfer geopfert“ werden.
Hebräer 9,9
. Die beiden heiligen Räume
waren „Abbilder der himmlischen Dinge“ (
Hebräer 9,23
); Christus,
unser Hoherpriester, aber ist „ein Diener am Heiligtum und an der
wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch“.
Hebräer 8,3
. Als dem Apostel Johannes im Gesicht ein Blick in
den himmlischen Tempel Gottes gewährt wurde, sah er dort, daß