Seite 336 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
mit bildlich von sich auf das unschuldige Tier. Dann schlachtete er es
eigenhändig. Der Priester trug das Blut ins Heiligtum und sprengte
es vor den Vorhang, hinter dem die Lade mit dem Gesetz stand, das
der Sünder übertreten hatte. Mit diesem feierlichen Brauch wurde
nun die Sünde bildlich auf das Heiligtum übertragen. In anderen
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Fällen wurde das Blut nicht hineingebracht, dann aber mußte der
Priester das Fleisch essen. Das hatte Mose den Söhnen Aarons ge-
boten, als er sagte: „Der Herr hat es [das Sündopfer] euch gegeben,
daß ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm ent-
sühnen sollt.“
3.Mose 10,17
. Beide Zeremonien versinnbildeten die
Übertragung der Sünde von dem Bußfertigen auf das Heiligtum.
So geschah es Tag für Tag das ganze Jahr hindurch. Aber Israels
Sünden, die so auf das Heiligtum übertragen wurden, entweihten
die heiligen Stätten. Darum bedurfte es eines besonderen Dienstes,
um diese Sünden zu entfernen. Gott gebot, für jeden der heiligen
Räume und auch für den Altar Sühne zu leisten, damit er „von den
Verunreinigungen der Kinder Israel“ (
3.Mose 16,19
) gereinigt und
geheiligt werde.
Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, betrat der Hohe-
priester das Allerheiligste zur Reinigung des Heiligtums. Damit war
die Jahresrunde der Gottesdienste vollständig.
Am Versöhnungstage warf man an der Tür der Stiftshütte über
zwei Ziegenlämmer das Los, „ein Los dem Herrn und das andere
dem Asasel“.
3.Mose 16,8
. Der Bock, auf den das erste Los fiel,
sollte als Sündopfer für das Volk geschlachtet werden. Der Hohe-
priester mußte das Blut hinter den Vorhang bringen und es auf den
Gnadenstuhl sprengen. Auf diese Weise sollte er „das Heiligtum
entsühnen wegen der Verunreinigungen der Kinder Israel und wegen
ihrer Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben. So soll
er tun der Stiftshütte, die bei ihnen ist inmitten ihrer Unreinheit.“
3.Mose 16,16
.
„Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen
und über ihm bekennen alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre
Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie
dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der be-
reit steht, in die Wüste bringen lassen, daß also der Bock alle ihre
Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage; und man lasse ihn
in der Wüste.“
3.Mose 16,21.22
. Erst wenn das Tier fortgebracht