Seite 335 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Stiftshütte und ihr Dienst
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es auf dem Altar im Vorhof dargebracht werden konnte. Das war
eine Zeit gespannter Aufmerksamkeit für die Anbeter, die sich an der
Stiftshütte versammelten. Ehe sie sich durch den Dienst des Priesters
der Gegenwart Gottes nahten, mußten sie nach ernster Selbstprüfung
ihre Sünden bekennen. Sie vereinigten sich zu stillem Gebet, das
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Gesicht dem Heiligen zugewandt. So stiegen ihre Bitten mit der
Weihrauchwolke empor. Im Glauben hielten sie sich an die Verdien-
ste des verheißenen Erlösers, der im Versöhnungsopfer dargestellt
war. Die Stunden des Morgen- und Abendopfers sah man als heilig
an; sie wurden für das ganze jüdische Volk zu bestimmten Gebetszei-
ten. Selbst als die Juden in späteren Zeiten als Gefangene in fernen
Ländern verstreut leben mußten, richteten sie zur vorgeschriebenen
Stunde ihre Gesichter nach Jerusalem und legten dem Gott Israels
ihre Bitten vor. Diese Gewohnheit ist den Christen Vorbild für ihre
Morgen- und Abendandacht. Gott mißbilligt zwar Zeremonien ohne
den Geist der Anbetung, er sieht aber mit Wohlgefallen auf die, die
ihn lieben und sich morgens und abends vor ihm beugen, um Verge-
bung ihrer Sünden zu erlangen und ihn um den notwendigen Segen
zu bitten.
Als ständiges Opfer wurden jederzeit Schaubrote vor dem Herrn
vorrätig gehalten. Sie bildeten einen Teil des täglichen Opfers. Man
nannte sie Schaubrote oder „Brote der Gegenwart“, weil sie dem
Herrn stets vor Angesicht lagen. Vgl.
2.Mose 25,30
. Damit bekannte
der Mensch seine Abhängigkeit von Gott für den Erhalt sowohl irdi-
scher als auch geistlicher Speise, die man nur durch die Fürsprache
Christi empfangen kann. Gott hatte Israel in der Wüste mit Brot
vom Himmel versorgt. Es war auch jetzt noch immer abhängig von
seinen Gaben an leiblicher Nahrung und geistlichem Segen. Manna
und Schaubrote wiesen beide auf Christus, das Lebensbrot, der um
unsertwillen stets in der Gegenwart Gottes ist. Er sagte selbst: „Ich
bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen.“
Johannes 6,51
.
Auf den Schaubroten lag Weihrauch, den man zum Gedächtnis vor
Gott verbrannte, wenn sie am Sabbat durch frische Brote ersetzt
wurden.
Der wichtigste Teil des täglichen Gottesdienstes war das Opfer,
das um einzelner Personen willen dargebracht wurde. Der reuige
Sünder brachte das Opfertier an die Tür der Stiftshütte. Er legte die
Hand auf dessen Haupt, bekannte seine Sünden und übertrug sie da-