Seite 334 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
opfern sollte. Der Apostel Paulus verweist auf diese Opfer, um zu
veranschaulichen, wozu die Nachfolger Christi werden sollen: „Ich
ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes,
daß ihr eure Leiber gebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott
wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“
Römer
12,1
. Wir sollen uns dem Dienst für den Herrn hingeben und dieses
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Opfer so vollkommen wie möglich zu bringen suchen. Gott wird
nur Wohlgefallen am Besten haben, das wir ihm geben können. Die
ihn von ganzem Herzen lieben, wird der Wunsch beseelen, zu tun,
was in ihren Kräften steht. Sie werden ständig versuchen, ihr ganzes
Wesen in Übereinstimmung mit den Geboten zu bringen, die sie
befähigen, seinen Willen zu tun.
Beim Räuchopfer kam der Priester unmittelbarer in Gottes Ge-
genwart als bei jeder andern Handhabung des täglichen Dienstes.
Da der innere Vorhang des Heiligtums nicht bis zur Decke reichte,
war die Herrlichkeit Gottes über dem Gnadenstuhl auch vom ersten
Raum aus teilweise sichtbar. Brachte der Priester ein Räuchopfer
vor dem Herrn dar, blickte er in Richtung der Bundeslade. Stieg
dann die Weihrauchwolke auf, senkte sich die göttliche Herrlichkeit
auf den Gnadenstuhl herab und erfüllte das Allerheiligste und oft
auch beide Abteilungen so sehr, daß sich der Priester bis zur Tür
der Stiftshütte zurückziehen mußte. Wie er in jenem sinnbildlichen
Dienst im Glauben zum Gnadenstuhl hinschaute, den er nicht sehen
konnte, so soll das Volk Gottes jetzt seine Gebete an Christus rich-
ten, seinen großen Hohenpriester, der sich, dem menschlichen Auge
unsichtbar, im oberen Heiligtum für die Gläubigen einsetzt.
Der Weihrauch, der mit den Gebeten Israels aufstieg, stellt Christi
Verdienste und Mittleramt dar, seine vollkommene Gerechtigkeit, die
seinem Volke durch den Glauben zugerechnet wird. Durch sie allein
kann Gott die Anbetung sündiger Wesen in Gnaden annehmen. Vor
dem Vorhang zum Allerheiligsten stand ein Altar der steten Fürbitte,
vor dem Heiligtum ein Altar ständiger Versöhnung. Über Blut und
Weihrauch sollten sie sich Gott nahen, Sinnbilder, die auf den großen
Mittler hinwiesen. Durch ihn können sich Sünder Jahwe nahen, und
durch ihn allein kann der reuevollen, gläubigen Seele Gnade und
Rettung zuteil werden.
Wenn die Priester morgens und abends zur Zeit des Räuchopfers
das Heilige betraten, war das tägliche Opfer so weit vorbereitet, daß