Seite 344 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
klaren läßt, schmeichelt sich oft auch noch, damit seine Güte zu
beweisen. In Wirklichkeit hemmt und bekämpft er das Werk des
Heiligen Geistes. Er wiegt den Sünder am Rande des Verderbens
in Sicherheit, wird dadurch mitschuldig an dessen Übeltat und lädt
furchtbare Verantwortung für dessen Unbußfertigkeit auf sich. In-
folge falschen, betrügerischen Mitleids sind schon unendlich viele
zugrunde gegangen.
Nadab und Abihu hätten ihre verhängnisvolle Sünde niemals be-
gangen, wären sie nicht durch den bedenkenlosen Genuß von Wein
etwas berauscht gewesen. Sie wußten, daß sie nicht ohne die sorgfäl-
tigste und ernsteste Vorbereitung im Heiligtum erscheinen durften,
wo sich Gottes Gegenwart offenbarte. Aber ihre Unmäßigkeit mach-
te sie für den heiligen Dienst untauglich. Ihre Sinne verwirrten sich,
und ihre sittlichen Vorstellungen waren getrübt; deshalb wußten sie
zwischen Heiligem und Alltäglichem nicht mehr zu unterscheiden.
Aaron und den überlebenden Söhnen galt daher die Warnung: „Du
und deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starke Getränke trinken,
wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht sterbt. Das sei eine
ewige Ordnung für alle eure Nachkommen. Ihr sollt unterscheiden,
was heilig und unheilig, was unrein und rein ist, und Israel lehren alle
Ordnungen, die der Herr ihnen durch Mose verkündet hat.“
3.Mose
10,9-11
.
Der Genuß von geistigen Getränken zeitigt schlimme Folgen: Er
schwächt den Körper, umnebelt die Gedanken und verdirbt die Mo-
ral. Er hindert die Menschen daran, die Heiligkeit geweihter Dinge
oder die bindende Kraft der Gebote Gottes zu erfassen. Wer heilige
Verantwortung trägt, sollte strikte Enthaltsamkeit üben, damit er klar
zwischen Recht und Unrecht unterscheiden kann und genug Grund-
satztreue wie auch Weisheit besitzt, um gerecht und barmherzig zu
urteilen und zu handeln.
Die gleiche Verpflichtung haben alle Nachfolger Christi. Der
Apostel Petrus sagt: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das
königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums.“
1.Petrus 2,9
. Gott verlangt von uns, alle Kräfte in der bestmöglichen
Verfassung zu erhalten, damit wir unserem Schöpfer in annehmbarer
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Weise dienen können. Wer berauschende Getränke genießt, wird
dieselben Auswirkungen erleben wie jene israelitischen Priester. Das
Gewissen wird unempfindlich gegen die Sünde und fast zwangsläufig