Seite 347 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Das Gesetz und die Bündnisse
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Ohren des ganzen Volkes in schrecklicher Majestät sein Gesetz zu
verkünden.
Nicht einmal zu jener Stunde vertraute er sein Gesetz dem Ge-
dächtnis eines Volkes an, das seine Forderungen immer wieder ver-
gaß, sondern er schrieb es auf Steintafeln. Er wollte alle Möglich-
keiten von Israel fernhalten, heidnische Überlieferungen mit seinen
heiligen Vorschriften zu verschmelzen oder seine Ansprüche mit
menschlichen Satzungen und Bräuchen zu vermengen. Aber er ließ
es nicht bei der Verkündung des Dekalogs bewenden. Das Volk hatte
sich als so leicht verführbar gezeigt, daß Gott keine Möglichkeit zur
Versuchung außer acht lassen wollte. Er gebot Mose, niederzuschrei-
ben, was er ihm auftragen würde, nämlich Gesetze und Rechte, die
für alles, was er verlangte, sehr genaue Vorschriften enthielten. Diese
Anweisungen bezogen sich auf die Pflichten des Volkes gegen Gott,
zueinander und gegen Fremde und waren nur eine Erweiterung der
Zehn Gebote. Sie wurden in so bestimmter Form gegeben, daß kein
Irrtum möglich war. Sie sollten die Heiligkeit der auf den Steintafeln
eingegrabenen Zehn Gebote bewahren.
Hätten die Menschen Gottes Gesetz so gehalten, wie es Adam
nach seinem Fall gegeben worden war, wie Noah es bewahrt und
Abraham es beobachtet hatte, wäre es nicht notwendig gewesen,
die Beschneidung zu verordnen. Und hätten Abrahams Nachkom-
men den Bund gehalten, dessen Zeichen die Beschneidung war,
hätten sie weder zum Götzendienst verführt werden können noch
die Knechtschaft in Ägypten erdulden müssen. Sie würden Gottes
Gesetz im Herzen behalten haben. Es brauchte nicht vom Sinai
verkündet oder auf steinerne Tafeln geschrieben zu werden. Hät-
ten sie die Grundsätze der Zehn Gebote ausgelebt, würde es keiner
zusätzlichen Anweisungen an Mose bedurft haben.
Ferner entstellten Adams Nachkommen die ihm anvertraute Op-
ferordnung. Aberglaube und Götzendienst, Grausamkeit und Zü-
gellosigkeit verdarben den schlichten, sinnvollen Dienst, wie ihn
Gott vorgeschrieben hatte. Die Kinder Israel verwoben ihn durch
den langen Umgang mit Götzendienern mit vielen heidnischen Ge-
wohnheiten. Deshalb gab ihnen der Herr am Sinai ganz genaue
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Anweisungen über den Opferdienst. Nach Vollendung der Stiftshüt-
te sprach Gott mit Mose aus der Wolke der Herrlichkeit über dem
Gnadenstuhl. Er gab ihm umfassende Verfügungen über die Opfer-