Seite 348 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
ordnung und die Gottesdienstformen im Heiligtum. So erhielt Mose
das Zeremonialgesetz und schrieb es in ein Buch. Aber die Zehn
Gebote, die Gott vom Sinai verkündet hatte, schrieb der Herr selbst
auf Steintafeln; sie wurden in der Bundeslade sorgsam aufbewahrt.
Viele versuchen, beide Ordnungen miteinander zu verschmel-
zen. Sie verwenden Schriftworte über das Zeremonialgesetz, um
zu beweisen, daß das Sittengesetz abgeschafft sei. Aber das ist ei-
ne Verdrehung der Schrift. Der Unterschied zwischen beiden ist
ganz deutlich. Das Zeremonialgesetz setzte sich aus Sinnbildern
zusammen, die auf Christi Opfer und sein Priestertum hinwiesen.
Dieses Ritualgesetz mit seinen Opfern und Bräuchen sollten die
Hebräer halten, bis im Tode Christi, dem Lamm Gottes, das die
Sünden der Welt wegnimmt, das Sinnbild dem Urbild entsprechen
würde. Dann sollten alle Opferhandlungen aufhören. Dies ist das
Gesetz, das Christus „aus der Mitte getan und an das Kreuz geheftet
hat“.
Kolosser 2,14
. Aber über die Zehn Gebote sagt der Psalmist:
„Herr, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht.“
Psalm
119,89
. Und Christus selbst sagt: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich
gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen.“ Danach
versichert er so nachdrücklich wie nur möglich: „Denn ich sage euch
wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen
der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß
es alles geschehe.“
Matthäus 5,17.18
. Er zeigt hier nicht allein, was
Gottes Gesetzesansprüche in der Vergangenheit und zu seiner Zeit
bedeuteten, sondern daß sie fortdauern werden, solange Himmel und
Erde bestehen. Gottes Gesetz ist unveränderlich wie sein Thron und
bindet das Menschengeschlecht zu allen Zeiten.
Über das am Sinai verkündete Gesetz sagt Nehemia: „Du bist
herabgestiegen auf den Berg Sinai und hast mit ihnen vom Himmel
her geredet und ein wahrhaftiges Recht und rechte Gesetze und gute
Satzungen und Gebote ihnen gegeben.“
Nehemia 9,13
. Und Paulus,
der „Heidenapostel“, erklärt: „So ist also das Gesetz heilig, und das
Gebot ist heilig, recht und gut.“
Römer 7,12
. Das kann kein anderes
sein als der Dekalog; denn gerade dieses Gesetz sagt: „Du sollst
nicht begehren.“
2.Mose 20,17
.
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Mit dem Tode des Erlösers hörte das Gesetz der Vorbilder und
Schatten auf, aber nicht im geringsten die Verpflichtung gegenüber
dem Sittengesetz. Im Gegenteil, gerade die Tatsache, daß Christus