Seite 363 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Vom Sinai nach Kadesch
359
gen empfingen, die er ihnen bereitwillig zugedacht hatte.
Der Psalmist sagt: „Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, als
sie Speise forderten für ihr Gelüste, und redeten wider Gott und
sprachen: Kann Gott wohl einen Tisch bereiten in der Wüste? Siehe,
er hat wohl den Felsen geschlagen, daß Wasser strömten und Bäche
sich ergossen; kann er aber auch Brot geben und seinem Volk Fleisch
verschaffen? Da der Herr das hörte, entbrannte er im Grimm.“
Psalm
78,18-21
. Auf der Wanderung vom Roten Meer zum Sinai gab es
öfter Unzufriedenheit und Aufruhr. Aber aus Mitleid mit ihrer Un-
wissenheit und Kurzsichtigkeit hatte Gott ihre Sünde bis dahin nicht
mit Strafgerichten vergolten. Inzwischen aber hatte er sich ihnen
am Horeb offenbart. Sie hatten große Erkenntnis gewonnen, nach-
dem sie Zeugen der Majestät, Macht und Barmherzigkeit Gottes
geworden waren. Deshalb luden sie mit ihrem Unglauben und der
Unzufriedenheit um so größere Schuld auf sich. Außerdem hatten sie
gelobt, Jahwe als ihren König anzunehmen und ihm zu gehorchen.
Jetzt war ihr Murren Empörung, die schnell und spürbar bestraft wer-
den mußte, wenn Israel vor Gesetzlosigkeit und Untergang bewahrt
bleiben sollte: „Das Feuer des Herrn loderte auf unter ihnen und fraß
am Rande des Lagers.“
4.Mose 11,1
. Die schlimmsten Ankläger
unter ihnen wurden von Blitzen aus der Wolke erschlagen.
Entsetzt flehte das Volk Mose an, den Herrn für sie zu bitten.
Er tat es, und die Flammen verloschen. Zur Erinnerung an dieses
Gericht nannte er den Ort Tabera, „ein Feuer“. Vgl.
4.Mose 11,3
.
Aber bald war es schlimmer als zuvor. Statt sich zu demütigen
und zu bereuen, schien dieses schreckliche Gericht den Unwillen
bei den Überlebenden nur zu steigern. Überall versammelte sich das
Volk am Eingang der Zelte, weinte und klagte. „Das fremde Volk
aber unter ihnen war lüstern geworden. Da fingen auch die Kinder
Israel wieder an zu weinen und sprachen: Wer wird uns Fleisch zu
essen geben? Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst
aßen, und an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwiebeln
und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere
Augen sehen nichts als das Manna.“
4.Mose 11,4-6
. So kam die
Unzufriedenheit über die Nahrung zum Ausdruck, die der Schöpfer
immer für sie bereithielt. Und dabei erlebten sie ständig den Beweis
dafür, daß die Nahrung ihren Bedürfnissen angepaßt war; denn trotz
[359]