Seite 362 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
gehörten zu den ersten, die klagten. Als der Herr ihnen unmittelbar
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vor dem Sinai Manna schickte, bekamen sie auf ihr Jammern auch
Fleisch, aber nur für einen Tag.
Es wäre Gott ein leichtes gewesen, sie ebenso mit Fleisch wie
mit Manna zu versorgen. Wenn er es nicht tat, geschah es zu ihrem
Besten. Er wollte sie mit Nahrung versehen, die ihren Bedürfnissen
besser entsprach als die fiebererregende Kost, an die sich viele von
ihnen in Ägypten gewöhnt hatten. Ihr verdorbener Geschmack sollte
sich Gesünderem zuwenden, damit ihnen die ursprünglich für den
Menschen vorgesehenen Dinge wieder schmeckten. Das waren die
Früchte der Erde, die Gott Adam und Eva in Eden gab. Darum entzog
Gott den Israeliten weitgehend die tierische Nahrung.
Satan verführte sie schließlich dazu, darin eine ungerechte, harte
Einschränkung zu sehen. Er weckte in ihnen die Gier nach Verbo-
tenem, weil er wußte, daß zügelloses Nachgeben der Eßlust Sinn-
lichkeit erregt, und er dadurch das Volk leichter in seine Gewalt
bringen konnte. Der Urheber von Krankheit und Elend wird die
Menschen immer da angreifen, wo er sich den meisten Erfolg ver-
spricht. Seitdem er Eva verführte, von der Frucht des verbotenen
Baumes zu essen, hat er durch Versuchungen in Zusammenhang mit
der Eßlust viele zur Sünde verleitet. Auf dieselbe Weise reizte er
Israel, gegen Gott zu murren. Unmäßigkeit im Essen und Trinken
hat Nachgiebigkeit gegen die niederen Triebe zur Folge und läßt die
Menschen so weit kommen, jede sittliche Verpflichtung außer acht
zu lassen. Überfällt sie die Versuchung, haben sie nur noch geringe
Widerstandskraft.
Gott führte die Israeliten aus Ägypten, damit sie im Lande Ka-
naan wohnten als ein reines, heiliges und glückliches Volk. Deswe-
gen unterwarf er sie einer Erziehung, die ihnen und ihren Nachkom-
men Gutes bringen sollte. Wären sie dazu bereit gewesen, auf seine
weisen Einschränkungen hin ihre Eßlust zu bezähmen, wären ihnen
Schwäche und Krankheit unbekannt geblieben. Ihre Nachkommen
hätten dann körperliche und geistige Widerstandskraft besessen. Sie
hätten klare Begriffe von Wahrheit und Pflicht gehabt, eine scharfe
Unterscheidungsgabe, verbunden mit gesundem Urteilsvermögen.
Aber ihr fehlender guter Wille, sich den Beschränkungen und Forde-
rungen Gottes zu fügen, verhinderte weitgehend, daß sie den hohen
Stand erreichten, den Gott für sie wünschte, und daß sie die Segnun-
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