Seite 373 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Die zwölf Kundschafter
369
einzunehmen. Aber nachdem sie die Schönheit und Fruchtbarkeit
des Landes gepriesen hatten, schilderten alle Kundschafter mit Aus-
nahme von zweien ausführlich die Schwierigkeiten und Gefahren,
die den Israeliten bevorstanden, wenn sie Kanaan erobern wollten.
Sie zählten die mächtigen Völker auf, die in den verschiedenen Tei-
len des Landes wohnten; sie sprachen von den großen, befestigten
Städten mit ihren starken Bewohnern und von der Unmöglichkeit,
sie zu bezwingen. Ferner berichteten sie von Riesen, Enakskindern,
die sie gesehen hatten, und behaupteten, daß es sinnlos sei, an eine
Eroberung des Landes zu denken.
Sofort wurde alles anders. Hoffnung und Mut wichen kleinmü-
tiger Verzweiflung, als die Kundschafter ihre Meinung äußerten.
Deren ungläubige Herzen waren von Mutlosigkeit erfüllt, die Satan
ihnen eingeflößt hatte. Ihr Unglaube warf einen düsteren Schatten
über die Versammlung. Die gewaltige Kraft Gottes, die sich so oft
zum Segen des erwählten Volkes offenbart hatte, war vergessen. Die
Leute dachten gar nicht erst nach; sie überlegten nicht, daß Gott, der
sie so weit gebracht hatte, ihnen ganz gewiß auch das Land geben
würde. Auch erinnerten sie sich nicht daran, wie wunderbar er sie
von ihren Unterdrückern befreit hatte, als er ihnen einen Weg durch
das Meer bahnte und die verfolgenden Heerscharen Pharaos ver-
nichtete. So vergaßen sie Gott über ihren Zweifeln, als hinge alles
nur von der Stärke der Waffen ab.
In ihrem Unglauben setzten sie der Kraft Gottes Grenzen und
mißtrauten der Hand, die sie bis dahin so sicher geführt hatte. Da-
durch verfielen sie wieder einmal in den alten Fehler, gegen Mose
und Aaron zu murren. „Das ist also das Ende all unserer Hoffnun-
gen“, klagten sie. „Hier ist nun das Land, zu dessen Besitz wir den
ganzen Weg von Ägypten hergewandert sind!“ Sie beschuldigten
ihre Anführer, das Volk zu täuschen und Verwirrung über Israel zu
bringen.
Das Volk war hoffnungslos, enttäuscht und verzweifelt. Jam-
mergeschrei übertönte hin und wieder das verworrene Stimmenge-
murmel. Aber Kaleb erfaßte die Lage. Unerschrocken verteidigte
er das Wort Gottes und tat alles, was in seiner Macht stand, um den
bösen Einfluß seiner ungläubigen Begleiter zu entkräften. Für einen
Augenblick war das Volk still und lauschte den hoffnungsvollen,
[368]
mutigen Worten über das gute Land. Kaleb widersprach dem nicht,