Seite 374 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
was die andern gesagt hatten; die Mauern waren tatsächlich hoch
und die Kanaaniter stark. Aber Gott hatte Israel das Land verheißen.
„Laßt uns hinaufziehen und das Land einnehmen“, drängte Kaleb,
„denn wir können es überwältigen.“
4.Mose 13,30
.
Aber die andern zehn unterbrachen ihn und malten die Hin-
dernisse in noch dunkleren Farben als zuvor. „Wir vermögen nicht
hinaufzuziehen gegen dies Volk“, erklärten sie, „denn sie sind uns zu
stark ... Alles Volk, das wir darin sahen, sind Leute von großer Länge.
Wir sahen dort auch Riesen, Enaks Söhne aus dem Geschlecht der
Riesen, und wir waren in unsern Augen wie Heuschrecken.“
4.Mose
13,31-33
.
Nachdem diese Männer erst einmal eine falsche Richtung einge-
schlagen hatten, widersetzten sie sich hartnäckig erst Kaleb und Jo-
sua, dann Mose und schließlich Gott. Jede vorgebrachte Entgegnung
machte sie nur noch entschiedener. Sie hatten sich vorgenommen,
alle Bemühungen zur Besitzergreifung Kanaans zu verhindern, und
verzerrten deshalb die Wahrheit, um ihren verderblichen Einfluß zu
unterstützen. „Das Land ... frißt seine Bewohner“ (
4.Mose 13,32
),
behaupteten sie. Das war nicht nur eine schlimme Nachricht, sie war
auch erlogen und zeigte einen inneren Widerspruch auf. Die Kund-
schafter hatten berichtet, das Land sei fruchtbar und die Menschen
von riesiger Gestalt. All das wäre bei einem solch ungesunden Kli-
ma, von dem man sagen könnte, das Land fresse seine Einwohner,
schlechterdings unmöglich. Aber wenn sich Menschen einmal dem
Unglauben ausgeliefert haben, unterstellen sie sich der Herrschaft
Satans, und niemand kann sagen, wie weit der sie verführen wird.
„Da fuhr die ganze Gemeinde auf und schrie, und das Volk wein-
te die ganze Nacht.“
4.Mose 14,1
. Bald folgten Aufruhr und offene
Empörung; Satan hatte das Volk ganz in der Gewalt, es schien al-
ler Vernunft beraubt. Es verwünschte Mose und Aaron und vergaß,
daß Gott die bösen Reden hörte und der Engel seiner Gegenwart in
der Wolkensäule Zeuge des schrecklichen Zornesausbruchs wurde.
Verbittert wurde gerufen: „Ach daß wir in Ägyptenland gestorben
wären oder noch in dieser Wüste stürben!“
4.Mose 14,2
. Dann rich-
tete sich ihr Gefühl gegen Gott: „Warum führt uns der Herr in dies
Land, damit wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere
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Kinder ein Raub werden? Ist‘s nicht besser, wir ziehen wieder nach
Ägypten? Und einer sprach zu dem andern: Laßt uns einen Haupt-