Seite 375 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die zwölf Kundschafter
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mann über uns setzen und wieder nach Ägypten ziehen.“
4.Mose
14,3.4
. Mit diesen Worten klagten sie nicht nur Mose, sondern Gott
selbst der Täuschung an, weil er ihnen ein Land verheißen habe, das
sie nicht in Besitz nehmen könnten. Tatsächlich ernannten sie einen
Hauptmann, der sie zurück in das Land ihrer Leiden und Knecht-
schaft bringen sollte, aus dem der starke Arm des Allmächtigen sie
befreit hatte.
Gedemütigt und kummervoll fielen Mose und Aaron „auf ihr
Angesicht vor der ganzen Versammlung der Gemeinde der Kinder
Israel.“
4.Mose 14,5
. Sie wußten nicht, wie sie sie von ihrem un-
besonnenen, leidenschaftlichen Entschluß abbringen sollten. Kaleb
und Josua versuchten, den Tumult zu beschwichtigen. Aus Gram
und Unmut zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk.
Mit schallender Stimme hörte man sie über das Jammergeschrei und
die Empörung hinweg rufen: „Das Land, das wir durchzogen haben,
um es zu erkunden, ist sehr gut. Wenn der Herr uns gnädig ist, so
wird er uns in dies Land bringen und es uns geben, ein Land, darin
Milch und Honig fließt. Fallt nur nicht ab vom Herrn und fürchtet
euch vor dem Volk dieses Landes nicht, denn wir wollen sie wie
Brot auffressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen, der Herr aber
ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen!“
4.Mose 14,7-9
.
Das Maß der kanaanitischen Missetaten war voll. Der Herr wollte
nicht länger Nachsicht mit ihnen üben. Wenn er ihnen seinen Schutz
entzog, würden sie eine leichte Beute werden. Durch Gottes Bund
war das Land ja den Israeliten zugesichert. Aber sie glaubten dem
unwahren Bericht der gewissenlosen Kundschafter, und dadurch
wurde die ganze Gemeinde irregeführt. Die Verräter hatten ihr Werk
getan. Hätten nur zwei Männer solch schlimmen Bericht erstattet
und alle andern zehn dazu ermutigt, das Land im Namen des Herrn
einzunehmen, hätten sie in ihrem leichtfertigen Unglauben doch den
Rat der zwei vorgezogen. Aber es gab hier nur zwei, die das Recht
vertraten, während zehn auf der Seite der Empörung standen.
Laut klagten die unredlichen Kundschafter Kaleb und Josua an;
es erhob sich sogar der Ruf, sie zu steinigen. Und der unsinnige Pöbel
griff tatsächlich zu Wurfgeschossen, um diese treuen Männer zu
töten. Mit wütendem Geschrei stürmten einige auf sie los. Da fielen
ihnen plötzlich die Steine aus den Händen. Sie verstummten und
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bebten vor Furcht. Gott selbst griff ein und gebot ihrem mörderischen