Seite 383 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Der Aufruhr Korahs
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kes raunten sie ihre Unzufriedenheit zuerst einander zu und dann gar
Israels führenden Männern. Und man nahm ihre Andeutungen so
bereitwillig auf, daß sie sich weiter vorwagten und zuletzt wirklich
glaubten, daß sie alles aus Eifer für Gott taten.
Es gelang ihnen, zweihundertfünfzig Fürsten abwendig zu ma-
chen, Männer von Rang und Namen in der Gemeinde. Mit diesen ge-
wichtigen, einflußreichen Helfern glaubten sie zuversichtlich, einen
gründlichen Wandel in der Regierung und bedeutende Verbesserun-
gen in Moses und Aarons Verwaltung herbeizuführen.
Aus Eifersucht entstand Neid, und Neid führte zur Empörung.
So lange hatten sie die Frage erörtert, ob Mose zu solch großer
Gewalt und hoher Ehre berechtigt sei, bis sie seine Stellung allzu
begehrenswert fanden. Jeder von ihnen, so meinten sie, könnte sie
genauso gut ausfüllen wie er. Und sie täuschten sich und andere mit
dem Gedanken, Mose und Aaron hätten sich ihre Stellung wider-
rechtlich angemaßt. Die Unzufriedenen behaupteten, beide hätten
sich selbst über die Gemeinde des Herrn erhoben, als sie Priestertum
und Regierung übernahmen. Ihre Familien hätten auch nicht mehr
Anspruch auf Rang und Würde als andere in Israel. Sie seien nicht
geheiligter als das Volk; es sollte ihnen genügen, auf einer Ebene
mit ihren Brüdern zu stehen, die Gott ebenso mit seiner besonderen
Gegenwart und seinem Schutz begnadete.
Als nächstes erregten die Verschwörer das Volk. Wer im Un-
recht ist und Tadel verdient, kann nichts Angenehmeres erleben als
Mitgefühl und Lob. Auf diese Weise verschafften sich Korah und
seine Genossen Aufmerksamkeit und gewannen die Unterstützung
der Gemeinde. Sie erklärten, daß die Beschuldigung, das Murren
des Volkes habe Gottes Zorn über sie gebracht, ein Irrtum sei. Die
Gemeinde habe keinen Anlaß zum Tadel gegeben, weil sie nur ihr
Recht verlangte. Mose dagegen sei ein anmaßender Herrscher, der
das Volk der Sünde zeihe, obwohl es geheiligt und der Herr in seiner
Mitte sei.
Kritisch beurteilte Korah auch die Vorgänge auf ihrer Wanderung
durch die Wüste. In welche Verlegenheit waren sie dabei gebracht
worden, und wie viele waren infolge ihres Murrens und Ungehor-
sams umgekommen! Seine Zuhörer meinten nun klar zu erkennen,
daß ihre ganzen Anstrengungen vermeidbar gewesen wären, wenn
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nur Mose einen andern Weg verfolgt hätte. Das gab den Ausschlag