Seite 384 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
dafür, alle ihre Unglücksfälle ihm zur Last zu legen. Daß sie nicht
nach Kanaan durften, war somit der schlechten Führung Moses und
Aarons zuzuschreiben. Wäre dagegen Korah ihr Führer und ermu-
tigte er sie, indem er mehr ihre guten Taten betonte als ihre Sünden
tadelte, gäbe es eine friedliche, glückliche Wanderung. Anstatt in der
Wüste hin und her zu ziehen, ginge es geradeswegs in das verheißene
Land.
Trotz dieser Unzufriedenheit herrschte unter den hadernden
Gruppen des Volkes bessere Eintracht und Übereinstimmung als
je zuvor. Korahs Erfolg bei der Gemeinde steigerte seine Zuversicht.
Sie bestärkte ihn in dem Glauben, daß Moses widerrechtliche Ge-
waltanmaßung für Israels Freiheit verhängnisvoll würde, wenn man
ihr nicht Einhalt geböte. Er behauptete ferner, Gott habe ihm diese
Gedanken offenbart und ihn ermächtigt, eine Änderung in der Re-
gierung herbeizuführen, ehe es zu spät sei. Aber viele wollten solche
Anklagen gegen Mose nicht gelten lassen. Sie erinnerten sich seiner
geduldigen, aufopfernden Mühen, und es regte sich ihr Gewissen.
Korah mußte ihm deshalb noch einige selbstsüchtige Beweggründe
nachweisen, die seine eigene große Anteilnahme für Israel erklärten.
So wiederholte er immer wieder den schon früher aufgebrachten
Vorwurf, Mose habe sie ausgeführt, damit sie in der Wüste umkämen
und er sich ihr Besitztum aneignen könne.
Eine Zeitlang geschah diese Wühlarbeit im geheimen. Aber
sobald die Bewegung stark genug geworden war, einen offenen Frie-
densbruch zu rechtfertigen, trat Korah an der Spitze der Unruhestifter
auf und erhob öffentlich Anklage gegen Mose und Aaron. Sie hätten
sich ihre Macht widerrechtlich angeeignet, die ebenso gut auch Ko-
rah und seinen Gefährten zustünde. Ferner behauptete er anklagend,
das Volk sei seiner Freiheit und Unabhängigkeit beraubt worden.
„Ihr geht zu weit!“ sagten die Verschwörer. „Die ganze Gemeinde,
sie alle sind heilig, und der Herr ist unter ihnen. Warum erhebt ihr
euch über die Gemeinde des Herrn?“
4.Mose 16,3
.
Solche untergründige Verschwörung hatte Mose nicht vermutet.
Als ihn plötzlich ihre ganze schreckliche Bedeutung traf, fiel er
auf sein Angesicht in stillem Gebet zu Gott. Darauf erhob er sich
bekümmert, aber ruhig und sicher. Gott hatte ihm seine Führung
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zugesagt. „Morgen“, sagte er, „wird der Herr kundtun, wer ihm
gehört, wer heilig ist und zu ihm nahen soll; wen er erwählt, der soll