Seite 388 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Jesus, der Engel, der den Hebräern voranging, suchte sie vor dem
Verderben zu bewahren, er war trotz allem vergebungsbereit. Das
Gericht Gottes war dicht an ihnen vorbeigegangen und hatte sie zur
Umkehr gemahnt. Durch ein ganz besonderes, nicht aufzuhaltendes
Eingreifen hatte der Himmel ihre Empörung beendet. Wenn sie jetzt
der vermittelnden göttlichen Vorsehung zugänglich waren, konnten
sie gerettet werden. Aber als sie dem Strafgericht aus Furcht vor
dem Verderben auswichen, war ihre Widerspenstigkeit noch nicht
geheilt. Sie gingen an diesem Abend erschreckt, aber nicht reumütig
in ihre Zelte zurück.
Korah und seine Anhänger hatten ihnen so lange Schmeichelhaf-
tes gesagt, bis sie tatsächlich selber glaubten, sehr ordentliche Leute
zu sein, die nur von Mose betrogen und gekränkt wurden. Wenn sie
nun aber zugaben, daß Korah und seine Leute unrecht und Mose
recht hatte, waren sie auch gezwungen, das Urteil, in der Wüste
sterben zu müssen, als Gottes Wort anzuerkennen. So weit wollten
sie sich nicht demütigen, deshalb redeten sie sich ein, Mose habe
sie hintergangen. Eigensinnig hatten sie die Hoffnung genährt, daß
jetzt eine Neuordnung aller Dinge eingeführt würde, bei der Lob und
Bequemlichkeit an die Stelle von Tadel, Unruhe und Kampf treten
würden. Die umgekommenen Männer hatten schmeichlerische Wor-
te für sie gefunden und sie zum Schein ihrer großen Anteilnahme
versichert. Daraus schloß das Volk, Korah und seine Gefährten müß-
ten doch wohl gerechte Menschen gewesen sein, und Mose sei auf
irgendeine niederträchtige Art Ursache ihres Untergangs geworden.
Menschen können Gott kaum mehr beleidigen, als wenn sie
seine Helfer, deren er sich zu ihrer Errettung bedient, verachten und
verwerfen. Die Israeliten taten nicht nur das, sie hatten Mose und
Aaron sogar töten wollen. Noch immer sahen sie die Notwendigkeit
nicht ein, für ihre schwere Sünde bei Gott Vergebung zu suchen.
Sie ließen jene Prüfungsnacht vergehen, ohne Reue zu empfinden
und ohne Sündenbekenntnis. Sie sannen vielmehr auf irgendeine
Möglichkeit, jene Beweise zu entkräften, die sie als die größten
Sünder entlarvten. Noch immer empfanden sie Groll gegen die von
Gott erwählten Männer und versteiften sich in ihrem Widerstand
gegen deren Gewalt. Satan war zur Stelle, ihr Urteilsvermögen zu
verwirren und sie blindlings ins Verderben zu stürzen.
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