Seite 427 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Bileam
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gefunden hatten, trugen sie ihm die Botschaft ihres Königs vor:
„Siehe, es ist ein Volk aus Ägypten gezogen, das bedeckt das ganze
Land und lagert mir gegenüber. So komm nun und verfluche mir das
Volk, denn es ist mir zu mächtig; vielleicht kann ich‘s dann schlagen
und aus dem Lande vertreiben; denn ich weiß: wen du segnest, der
ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht.“
4.Mose 22,5.6
.
Bileam war einst ein frommer Mann und ein Prophet Gottes
gewesen. Aber er war abtrünnig geworden und der Habgier verfallen;
doch versicherte er immer noch, ein Diener des Allerhöchsten zu
sein. Ihm war auch nicht unbekannt, was Gott für Israel tat. Als die
Boten ihren Auftrag ausrichteten, wußte er darum genau, daß es seine
Pflicht war, sie fortzuschicken und Balaks Belohnung abzulehnen.
Aber er wagte das Spiel mit der Versuchung. Mit der Begründung,
er könne keine bestimmte Antwort geben, ehe er nicht den Herrn
um Rat gefragt habe, nötigte er die Boten, über Nacht bei ihm zu
bleiben. Bileam war sich darüber im klaren, daß er mit seinem Fluch
den Israeliten nicht schaden konnte, denn Gott war auf ihrer Seite.
Solange sie ihm treu blieben, würde keine gegnerische Macht der
Erde oder der Hölle sie überwinden. Aber in seiner Eitelkeit fühlte er
sich geschmeichelt durch die Worte der Gesandten: „Wen du segnest,
der ist gesegnet, und wen du verfluchst, der ist verflucht.“
4.Mose
22,5.6
. Dazu stachelten die in Aussicht stehenden Ehrungen und die
verlockenden, kostbaren Geschenke seine Habsucht an. Gierig nahm
er die angebotenen Schätze entgegen und versuchte dann, Balaks
Wünsche zu erfüllen, während er gleichzeitig versicherte, sich streng
an den Willen Gottes zu halten.
In der Nacht kam der Engel Gottes zu Bileam mit der dringenden
Botschaft: „Geh nicht mit ihnen, verfluche das Volk auch nicht; denn
es ist gesegnet.“
4.Mose 22,12
.
Höchst ungern entließ Bileam am andern Morgen die Besu-
cher, teilte ihnen aber nicht mit, was der Herr ihm hatte sagen las-
sen. Er war ärgerlich, daß die Aussichten auf Gewinn und Ehre so
schnell zerrannen und rief verdrießlich: „Geht hin in euer Land;
denn der Herr will‘s nicht gestatten, daß ich mit euch ziehe.“
4.Mose
22,13
. Bileam „liebte den Lohn der Ungerechtigkeit“.
2.Petrus 2,15
.
Sündhafte Habsucht, die Gott als Götzendienst bezeichnet, ließ ihn
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zum Heuchler werden, und durch diese eine Schuld gewann Satan
vollends Gewalt über ihn. Dies führte letztlich zu seinem Unter-