Seite 442 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
waren es so viele, daß der Abfall allgemein wurde. „Israel hängte
sich an den Baal-Peor.“
4.Mose 25,3
. Als Mose schließlich aufmerk-
sam wurde und die Gottlosigkeit wahrnahm, hatten die Anschläge
der Feinde schon so weit Erfolg, daß die Israeliten nicht nur an
dem zügellosen Gottesdienst am Berge Peor teilnahmen, sondern
die heidnischen Riten auch schon im eigenen Lager beobachteten.
Der betagte Mose war tief getroffen; Gottes Zorn aber entbrannte
über die Israeliten.
Das lasterhafte Treiben vollbrachte an den Israeliten, was alle
Zauberei Bileams nicht vermochte — es trennte sie von ihrem Gott.
Aber durch schnell hereinbrechende Strafgerichte kam das Volk bald
zur Besinnung und begriff die Abscheulichkeit seiner Sünde. Im
Lager brach eine schreckliche Seuche aus, der Zehntausende zum
Opfer fielen. Gott befahl, die Anführer des Abfalls durch die Richter
umbringen zu lassen. Das geschah auf der Stelle. Die Schuldigen
wurden getötet und vor den Augen ganz Israels aufgehängt, damit
die Gemeinde durch diese strenge Bestrafung Gottes Abscheu vor
ihrer Sünde und den Schrecken seines Zorns zutiefst erkannte.
Alle empfanden diese Strafe als gerecht und eilten zur Stiftshüt-
te, um unter Tränen und in tiefer Demut ihre Sünden zu bekennen.
Als sie so am Eingang vor Gott weinten, während die tödliche Seu-
che noch immer wütete und die Richter ihren furchtbaren Auftrag
ausführten, kam Simri, einer der Edlen Israels. Dreist betrat er das
Lager in Begleitung einer midianitischen Hure, einer Prinzessin „des
Hauptes eines Geschlechtes unter den Midianitern“ (
4.Mose 25,15
),
und führte sie in sein Zelt. Nie zuvor hatte sich die Verderbtheit so
schamlos und verstockt gezeigt. Vom Wein erhitzt, verglich Sim-
ri seine Sünde mit der zu Sodom und rühmte sich dieser Schande
noch. Priester und Führerschaft lagen in Schmerz und Demütigung
hingestreckt am Boden und weinten zwischen Vorhof und Altar.
Vgl.
Joel 2,17
. Sie baten den Herrn, das Volk zu schonen und sein
Erbteil nicht der Schmach preiszugeben, während dieser Fürst in
Israel vor den Augen der Gemeinde mit der Untat angab, als wolle
er Gottes Rache geradezu herausfordern und die Richter verspotten.
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Da erhob sich Pinhas, der Sohn des Hohenpriesters Eleasar. Er trat
aus der Versammlung heraus, griff nach einem Spieß „und ging dem
israelitischen Mann nach in die Kammer“ (
4.Mose 25,8
) und tötete
beide. Damit wurde der Seuche Einhalt geboten. Dem Priester aber,