Seite 452 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
„Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil
ihr größer wäret als alle Völker — denn du bist das kleinste unter
allen Völkern —, sondern weil er euch geliebt hat und damit er
seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er
euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der
Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.
So sollst du nun wissen, daß der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der
treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste
Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.“
5.Mose
7,7-9
.
Die Israeliten hatten stets dazu geneigt, ihre Beschwerlichkeiten
Mose zur Last zu legen; nun aber war ihr Argwohn verflogen, er sei
von Stolz, Ehrgeiz oder Selbstsucht beherrscht, und vertrauensvoll
lauschten sie seinen Worten. Gewissenhaft hielt Mose ihnen die
Irrtümer und Sünden ihrer Väter vor. Wie oft waren sie wegen der
langen Wüstenwanderung ungeduldig und widerspenstig gewesen!
Gott aber konnte man für die Verzögerung der Einnahme Kanaans
nicht verantwortlich machen. Es war ihm schmerzlicher als ihnen,
daß er sie nicht sofort in den Besitz des verheißenen Landes brin-
gen konnte. Er hätte mit ihrer Befreiung vor allen Völkern seine
große Macht offenbaren können. Aber bei solchem Mißtrauen Gott
gegenüber, mit ihrem Selbstbewußtsein einerseits und dem Klein-
glauben andererseits, waren sie noch nicht reif dafür gewesen, in
Kanaan einzuziehen. Sie waren in keiner Weise das vorbildliche
Volk, dessen Gott Jahwe sein wollte. Sie hatten nichts von seiner
Reinheit, Güte und Barmherzigkeit an sich. Hätten sich ihre Väter
der Führung Gottes anvertraut und sich gehorsam von seinen göttli-
chen Ratschlüssen leiten lassen, hätten sie seine vorgeschriebenen
Verordnungen befolgt, würden sie längst als geheiligtes, glückliches
und gesegnetes Volk in Kanaan wohnen. Weil sich die Einnahme
des verheißenen Landes so lange verzögerte, entehrten sie Gott und
schmälerten seinen Ruhm vor den umwohnenden Völkern.
Mose kannte Wesen und Wert des göttlichen Gesetzes und ver-
sicherte Israel, daß kein anderes Volk solch weise, gerechte und
barmherzige Verordnungen hätte wie sie. „Siehe“, sagte er, „ich hab
euch gelehrt Gebote und Rechte, wie mir der Herr, mein Gott, gebo-
ten hat, daß ihr danach tun sollt im Lande, in das ihr kommen werdet,
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um es einzunehmen. So haltet sie nun und tut sie! Denn dadurch