Seite 458 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
verharrte. In feierlicher Weise wurde das Volk Josuas Obhut anver-
traut. Moses Tätigkeit als Führer Israels war beendet. Aber auch
jetzt vergaß er über dem Wohl seines Volkes sich selbst. Vor der
versammelten Menge ermutigte er seinen Nachfolger mit der festen
Zusage Gottes: „Sei getrost und unverzagt, denn du sollst die Kinder
Israel in das Land führen, wie ich ihnen geschworen habe, und ich
will mit dir sein.“
5.Mose 31,23
. Dann wandte Mose sich an die
Ältesten und Amtleute des Volkes und ermahnte sie ernst, die Un-
terweisungen, die er von Gott empfangen und an sie weitergegeben
hatte, pflichtgetreu zu befolgen.
Die ganze Volksgemeinde schaute auf den bejahrten Mann, der
bald von ihnen genommen werden sollte. Sie gedachte mit neuer,
tieferer Wertschätzung seiner väterlichen Güte, die immer weise
Ratschläge gab, und seiner unermüdlichen Tätigkeit. Wie oft hatten
Moses Gebete vermocht, sie von Gottes gerechten Vergeltungsschlä-
gen zu verschonen, die sie mit ihren Sünden herausgefordert hat-
ten! Und ihr Kummer wurde noch größer, weil die Reue hinzukam.
Schmerzlich erinnerten sie sich daran, daß es ihre Halsstarrigkeit
war, die Mose zu der Sünde getrieben hatte, um derentwillen er nun
sterben mußte.
Sein Weggang war für die Israeliten ein weit härterer Vorwurf
als alles andere, das sie hätte treffen können, wenn Moses Leben
und Aufgabe weitergegangen wären. Gott wollte sie zu der Einsicht
führen, ihrem künftigen Führer das Leben nicht so zu erschweren,
wie sie es bei Mose getan hatten. Gott spricht zu seinem Volk durch
Segnungen, die er ihm schenkt; weiß es diese nicht zu schätzen,
entzieht er sie ihm, damit es zur Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit
komme und sich ihm wieder von ganzem Herzen zuwende.
An diesem Tage erhielt Mose den Befehl: „Geh ... auf den Berg
Nebo ... und schaue das Land Kanaan, das ich den Kindern Israel
zum Eigentum geben werde. Dann stirb auf dem Berge, auf den du
hinaufgestiegen bist, und laß dich zu deinem Volk versammeln.“
5.Mose 32,49.50
. Wie oft hatte Mose gehorsam das Lager verlassen,
wenn Gott ihn rief, um ihm zu begegnen! Aber diesmal schied er zu
einem unbekannten, geheimnisvollen Gang. Er sollte sein Leben in
die Hände des Schöpfers zurückgeben. Mose wußte, daß er einsam
sterben würde; kein irdischer Freund durfte ihm in seinen letzten
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Stunden beistehen. Geheimnis und zugleich Erhabenheit lag über