Seite 472 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Solche Gewißheit brauchten die Hebräer zur inneren Stärkung, wenn
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nun die Eroberung des Landes begann — die ungeheure Aufgabe,
bei der vor vierzig Jahren der Glaube ihrer Väter ins Wanken geraten
war. Vor der Überquerung des Jordan hatte der Herr Josua erklärt:
„Heute will ich anfangen, dich groß zu machen vor ganz Israel, damit
sie wissen: wie ich mit Mose gewesen bin, so werde ich auch mit
dir sein.“
Josua 3,7
. Das Ergebnis bestätigte die Verheißung: „An
diesem Tage machte der Herr den Josua groß vor ganz Israel. Und
sie fürchteten ihn, wie sie Mose gefürchtet hatten, sein Leben lang.“
Josua 4,14
.
Dieser göttliche Machtbeweis sollte auch die Furcht der umwoh-
nenden Völker vor Israel steigern und so einen leichteren, vollstän-
digen Sieg vorbereiten. Als die Könige der Amoriter und Kanaaniter
die Nachricht erreichte, Gott habe vor den Kindern Israel die Wasser
des Jordan zum Stillstand gebracht, vergingen sie vor Furcht. Die
Hebräer hatten bereits die fünf Könige von Midian, den mächtigen
Amoriterkönig Sihon sowie Og von Basan geschlagen. Jetzt erfüllte
ihr Übergang über den angeschwollenen, ungestümen Jordan alle
umwohnenden Völker mit Schrecken. Die Kanaaniter, ganz Israel
und selbst Josua hatten einen unmißverständlichen Beweis erhalten,
daß der lebendige Gott, der König Himmels und der Erde, unter
seinem Volk war und es nicht verlassen würde.
Kurz hinter dem Jordan schlugen die Hebräer ihr erstes Lager in
Kanaan auf. Josua „beschnitt die Kinder Israel“ (
Josua 5,3
) an jenem
Ort. Als die Kinder Israel „in Gilgal das Lager aufgeschlagen hatten,
hielten sie Passa“.
Josua 5,10
. Die Aussetzung der Beschneidung
seit der Empörung bei Kadesch erinnerte die Israeliten ständig daran,
daß sie ihren Bund mit Gott gebrochen hatten, dessen festgesetztes
Zeichen die Beschneidung war. Und die Unterbrechung des Passa-
festes, das an ihre Befreiung aus Ägypten erinnerte bezeugte ihnen
das göttliche Mißfallen über ihren Wunsch, in das Land der Knecht-
schaft zurückzukehren. Aber nun waren die Jahre der Verwerfung zu
Ende. Noch einmal bekannte sich Gott zu seinem Volke und setzte
das Bundeszeichen wieder ein. Die Beschneidung wurde an allen
vollzogen, die in der Wüste geboren waren. Und der Herr sagte zu
Josua: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt.“
Josua 5,9
. Als Hinweis darauf wurde der Lagerplatz Gilgal genannt,
„ein Wegrollen“ oder „Abwälzen“.
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