Seite 475 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Der Fall Jerichos
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Befehl, wie ihn Mose am Horeb empfing: „Zieh deine Schuhe von
deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehst, ist heilig“ (
Josua
5,15
), offenbarte ihm den wahren Charakter des geheimnisvollen
Fremdlings. Christus, der Erhabene, stand vor dem Führer Israels.
Von Ehrfurcht ergriffen, warf sich Josua nieder und betete an. Da
hörte er die Zusicherung: „Ich habe Jericho samt seinem König und
seinen Kriegsleuten in deine Hand gegeben.“
Josua 6,2
. Dann erhielt
er Anweisungen für die Einnahme der Stadt.
Josua befolgte den göttlichen Befehl und ordnete das Heer. Es
war kein Angriff geplant. Sie sollten nur mit der Lade Gottes um
die Stadt marschieren und die Posaunen blasen. Kriegsleute bildeten
die Vorhut, auserlesene Männer, die aber diesmal nicht durch eige-
ne Geschicklichkeit und Tapferkeit siegen sollten, sondern durch
Gehorsam gegen Gottes Befehle. Ihnen folgten sieben Priester mit
Posaunen. Dann kam die Bundeslade, von einem Schein göttlicher
Herrlichkeit umgeben und von Priestern getragen, deren Kleidung
auf ihren heiligen Dienst hinwies. Ihnen folgte Israels Heer, jeder
Stamm unter seinem Banner. So sah der Zug um die zum Untergang
verurteilte Stadt aus. Man hörte keinen Laut außer dem Tritt der rie-
sigen Schar und dem feierlichen Schmettern der Posaunen, das von
den Bergen und in den Straßen Jerichos widerhallte. War der Umzug
vollendet, kehrte das Heer schweigend zu seinen Zelten zurück; die
Lade wurde wieder an ihren Platz in der Stiftshütte gebracht.
Staunend und mit wachsender Unruhe beobachteten die Wäch-
ter der Stadt jede Bewegung und meldeten alles ihrer Obrigkeit.
Sie begriffen den Sinn dieses Aufwandes nicht. Aber als sie das
gewaltige Heer jeden Tag einmal mit der heiligen Lade und den
begleitenden Priestern um ihre Stadt marschieren sahen, überkam
Priester und Volk bei dem geheimnisvollen Geschehen Schrecken.
Wieder überprüften sie ihre starken Verteidigungsanlagen und waren
sicher, daß sie auch dem stärksten Angriff erfolgreich widerstehen
konnten. Viele spöttelten bei dem Gedanken, daß ihnen diese son-
derbaren Umzüge irgendwie schaden sollten. Anderen war diese
tägliche Prozession um ihre Stadt unheimlich.
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Sie entsannen sich, daß einmal das Rote Meer vor diesem Volk zu-
rückgewichen war und der Jordan sich eben erst für seinen Durchzug
geöffnet hatte. Welche Wunder würde Gott wohl noch für Israel tun?