Seite 486 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Der gewählte Platz war einer der schönsten in ganz Palästina und
des großartigen, eindrucksvollen Geschehens, das hier stattfinden
sollte, durchaus würdig. Zwischen den kahlen Hügeln dehnte sich
das liebliche Tal mit seinen grünen Feldern und in sie verstreuten
Olivenhainen, bewässert von munteren Bächen und geschmückt mit
wildwachsenden Blumen. Zu beiden Seiten des Tales erhoben sich
Ebal und Garizim. Sie lagen sich so nahe gegenüber, daß ihre unte-
ren Ausläufer eine natürliche Kanzel bildeten, von der jedes einzelne
Wort nach zwei Seiten deutlich vernehmbar war, während die zu-
rückweichenden Berghänge Raum für eine riesige Versammlung
boten.
Nach den Anweisungen, die Mose einst gab (vgl.
5.Mose 27
), er-
richteten die Israeliten auf dem Berge Ebal ein Denkmal aus großen
Steinen. Diese überzogen sie mit einer Kalkschicht, auf die sie das
Gesetz schrieben, und zwar nicht nur die Zehn Gebote vom Sinai,
die auf den Steintafeln standen, sondern auch die Gesetze, die Mose
erhalten und in ein Buch geschrieben hatte. Neben diesem Denkmal
baute man einen Altar aus unbehauenen Steinen, auf dem man dem
Herrn Opfer darbrachte. Es war bezeichnend, daß jener Altar auf dem
Berge Ebal stand, auf den der Fluch gelegt wurde. Es bedeutete, daß
Israel durch seine Gesetzesübertretungen verdientermaßen Gottes
gerechtem Zorn verfallen und von ihm sofort heimgesucht worden
wäre, gäbe es nicht die Versöhnung durch Christus, versinnbildet
durch die Opferstätte.
Sechs Stämme — alle Nachkommen Leas und Rahels — stellten
sich auf dem Berg Garizim auf. Vgl.
Josua 8,30-35
. Die Nachkom-
men der Mägde mit Ruben und Sebulon erhielten ihren Platz auf
dem Ebal; die Priester standen mit der Bundeslade im Tal zwischen
ihnen. Ein Posaunenton gebot Schweigen. Dann verlas Josua, der
neben der heiligen Lade stand, in die tiefe Stille hinein vor dieser
riesigen Versammlung den Segen, der auf dem Gehorsam gegen
Gottes Gesetz lag. Alle Stämme auf dem Garizim antworteten mit
Amen. Dann verlas er den Fluch, und die Stämme auf dem Ebal
stimmten in gleicher Weise zu. Tausende und aber Tausende von
Stimmen vereinigten sich in der feierlichen Antwort zu einer einzi-
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gen. Nun folgte die Verlesung des Gesetzes mit den Verordnungen
und Rechten, die Mose ihnen überliefert hatte.