Seite 505 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Die Aufteilung Kanaans
501
Viele verfahren sehr hart mit denen, die sich ihrer Meinung nach
im Irrtum befinden. Sie selber sind aber beim geringsten Verweis
äußerst empfindlich. Durch Tadel und Vorwürfe bringt man keinen
von seinem verkehrten Standpunkt ab. Viele werden dadurch eher
weiter vom rechten Weg gedrängt und verhärten sich gegen eine
bessere Überzeugung. Freundlichkeit, Höflichkeit und Nachsicht
helfen besser zurecht und decken eine Menge Sünden zu.
Die Klugheit der Rubeniter und ihrer Gefährten ist nachahmens-
wert. Obwohl sie den wahren Glauben aufrichtig zu pflegen suchten,
wurden sie falsch beurteilt und hart zurechtgewiesen; trotzdem be-
kundeten sie keine Empfindlichkeit. Höflich und geduldig hörten
sie sich die Vorwürfe ihrer Brüder an, ehe sie sich zu verteidigen
suchten; dann erst erklärten sie ausführlich ihre Beweggründe und
bewiesen damit ihre Unschuld. So wurde die mißliche Lage, aus der
so ernste Folgen zu entstehen drohten, freundschaftlich geklärt.
Auch unter falscher Anklage können diejenigen, die im Recht
sind, ruhig und besonnen bleiben. Gott kennt all das, was Men-
schen mißverstehen und falsch deuten; darum dürfen wir unsere
Sache getrost in seine Hände legen. So gewiß wie er Achans Schuld
heimsuchte, wird er jene rechtfertigen, die ihr Vertrauen auf ihn
setzen. Wen der Geist Christi treibt, der besitzt jene Nächstenliebe,
die langmütig und freundlich ist. Gott will, daß unter seinem Volk
Eintracht und Liebe herrschen. Unmittelbar vor seiner Kreuzigung
betete Christus darum, daß seine Jünger eins seien, wie er mit dem
Vater eins ist, damit die Welt glaube, daß Gott ihn gesandt habe. Die
Wirkung dieses wunderbaren, ergreifenden Gebetes reicht durch die
Jahrhunderte bis in unsere Zeit; denn seine Worte lauteten: „Ich bitte
aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort
an mich glauben werden.“ Diese Einheit zu erreichen, sollte unser
ständiges Ziel sein, ohne dabei auch nur einen Wahrheitsgrundsatz
aufzugeben. Das ist der Beweis unserer Jüngerschaft. Jesus sagte:
„Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so
ihr Liebe untereinander habt.“ Und der Apostel Petrus ermahnt die
Gemeinde: „Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brü-
derlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder
Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet, weil ihr dazu
berufen seid, daß ihr den Segen ererbet.“
Johannes 17,20
;
13,35
;
1.Petrus 3,8.9
.
[501]