Seite 52 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
gefallene Geschlecht mit Fug und Recht untertan und die Welt sein
Eigentum. Aber Gott ließ seinen eigenen, ihm treuen Sohn — also
einen ihm völlig Ebenbürtigen — die Strafe der Übertretung tragen.
Auf diese Weise schuf er für die Verlorenen die Möglichkeit, seine
Gnade wiederzuerlangen und in den Garten Eden als ihre Heimat
zurückzukehren. Christus erlöste und befreite sie also aus der Gewalt
Satans. Der große Kampf, der im Himmel begonnen hatte, sollte in
eben der Welt und auf dem Schlachtfeld entschieden werden, das
Satan als Eigentum beanspruchte.
Das ganze Weltall war erstaunt, daß Christus sich demütigen
sollte, um den gefallenen Menschen zu retten. Er, der von Stern zu
Stern, von Welt zu Welt gegangen war und sie alle beherrschte, der
in seiner unermeßlichen Schöpfung für die Bedürfnisse aller Arten
von Lebewesen gesorgt hatte, wollte seine Herrlichkeit verlassen
und die menschliche Natur annehmen? Das war ein Geheimnis, das
die sündlosen Bewohner anderer Welten zu verstehen begehrten. Als
Christus in menschlicher Gestalt auf unsere Erde kam, verfolgten
sie aufmerksam seine Pfade von der Krippe bis zum Kreuz. Sie
merkten auf die schmähliche Behandlung und den Spott, denen er
ausgesetzt war, und wußten, daß es auf Satans Anstiften hin gesch-
ah. Sie nahmen wahr, wie die gegnerischen Kräfte einflußreicher
wurden und Satan unablässig Finsternis, Sorge und Leid über die
Menschen brachte, wie andererseits aber Christus dagegen ankämpf-
te. So verfolgten sie den heftiger werdenden Kampf zwischen Licht
und Finsternis. Und als Christus, mit dem Tode ringend, am Kreuz
ausrief: „Es ist vollbracht!“ (
Johannes 19,30
), hallte Triumphge-
schrei durch alle Welten und selbst durch den Himmel. Der große
Streit, der so lange in dieser Welt getobt hatte, war nun entschieden,
Christus blieb Sieger. Sein Tod beantwortete die Frage, ob Vater
und Sohn den Menschen so sehr liebten, um Selbstverleugnung und
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Opfergeist zu üben. Satan war als Lügner und Mörder entlarvt. Nun
war erwiesen, daß er dieselbe Gesinnung, in der er die seiner Macht
unterworfenen Menschenkinder beherrschte, auch im Himmel of-
fenbart hätte, sofern ihm auch Macht über die himmlischen Wesen
erteilt worden wäre. Wie mit einer Stimme pries das Weltall Gottes
Herrschaft.
Wenn Gottes Gesetz geändert werden könnte, wäre die Errettung
des Menschen ohne das Opfer Christi möglich gewesen. Aber die