Seite 527 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die jährlichen Feste
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Die Wahrheiten seines Wortes büßen allmählich an Lebendigkeit
und Bedeutung für uns ein. Wir werden nicht mehr von seinem hei-
ligen Einfluß erfaßt und aufgerüttelt, und unsere geistliche Haltung
schwindet. Wir Christen verlieren im Umgang mit andern sehr viel,
wenn es an gegenseitiger Anteilnahme fehlt. Wer sich dem andern
gegenüber verschließt, erfüllt die ihm von Gott zugedachte Aufgabe
nicht. Wir sind alle Kinder eines Vaters und voneinander abhängig,
wenn wir glücklich sein wollen. Gott und unsere Mitmenschen ha-
ben Anspruch auf uns. Freundlicher Umgang mit unsern Schwestern
und Brüdern bringt uns selber Gewinn und macht andere glücklich.
Das Laubhüttenfest hatte aber nicht allein Erinnerungswert, son-
dern auch sinnbildliche Bedeutung. Es gemahnte nicht nur an die
Wüstenwanderung; man feierte es auch als Erntefest nach dem Ein-
bringen der irdischen Früchte. Und es wies hin auf den großen Tag
der Welternte, wenn der Herr der Ernte seine Schnitter aussenden
wird, das Unkraut in Bündeln zu sammeln für das Feuer und den
Weizen einzubringen in seine Scheunen. Dann werden alle Gott-
losen umkommen. Sie werden sein, „als wären sie nie gewesen“.
Obadja 16
. Und alle Stimmen im gesamten Weltall werden sich zum
freudigen Lobe Gottes vereinen. Johannes sagt in der Offenbarung:
„Alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde
und im Meer, und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der
auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis
und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Offenbarung 5,13
.
Die Israeliten priesen Gott beim Laubhüttenfest, weil sie sich sei-
ner Barmherzigkeit bei ihrer Befreiung aus der Knechtschaft Ägyp-
tens und seiner liebevollen Fürsorge während ihres Pilgerlebens in
der Wüste erinnerten. Freude empfanden sie auch im Bewußtsein der
Sündenvergebung und ihrer Annahme bei Gott durch den eben been-
deten Dienst des Versöhnungstages. Aber erst wenn die Erlösten des
Herrn ins himmlische Kanaan aufgenommen sind, für immer befreit
von den Fesseln des Fluches, unter dem „alle Kreatur sehnet sich
mit uns und ängstet sich noch immerdar“ (
Römer 8,22
), werden sie
sich ewiger Seligkeit erfreuen. Dann ist das große Versöhnungswerk
Christi für die Menschen vollendet, ihre Sünden sind ausgelöscht.
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„Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird
jubeln und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und jubeln in
aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben,