Seite 532 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Einfache Lebensweise hatte den Hebräern körperliche Gesundheit
gegeben. Aber die Verbindung mit den Heiden verführte sie zur
Befriedigung der Eßlust und der Triebe, wodurch sowohl die kör-
perlichen als auch die geistigen und sittlichen Kräfte allmählich
geschwächt wurden. Ihre Sünden trennten die Israeliten von Gott;
darum entzog er ihnen seinen Beistand; sie konnten sich nicht länger
gegen ihre Feinde durchsetzen. So wurden sie Völkern untertan, die
sie sich mit Gottes Hilfe hätten unterwerfen können.
Sie „verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus Ägyp-
tenland geführt hatte“. Er „führte sie wie eine Herde in der Wüste
... Sie erzürnten ihn mit ihren Höhen und reizten ihn zum Zorn mit
ihren Götzen ... Er verwarf Israel so sehr, daß er seine Wohnung in
Silo dahingab, das Zelt, in dem er unter Menschen wohnte; er gab
seine Macht in Gefangenschaft und seine Herrlichkeit in die Hand
des Feindes.“
Richter 2,12
;
Psalm 78,52.58-61
. Doch verließ Gott
sein Volk nicht ganz. Es gab immer einige, die Jahwe treu blieben;
und von Zeit zu Zeit erweckte der Herr glaubensmutige Männer, die
den Götzendienst abschafften und die Israeliten von ihren Feinden
befreiten. War aber der Retter tot, und das Volk unterstand nicht mehr
seiner Gewalt, kehrte es allmählich wieder zu seinen Götzen zurück.
Und so wiederholten sich Abfall und Bestrafung, Schuldbekenntnis
und Befreiung immer aufs neue.
Erst waren die Könige von Mesopotamien und Moab, nach ihnen
die Philister und die Kanaaniter von Hazor unter Siseras Führung
Israels Bedrücker. Othniel, Schamgar und Ehud, Debora und Ba-
rak wurden dagegen zu Befreiern ihres Volkes berufen. Als aber
die „Kinder Israel wiederum taten, was dem Herrn mißfiel, gab sie
der Herr in die Hand der Midianiter“.
Richter 6,1
. Bis dahin hatten
die östlich des Jordan wohnenden Stämme nur wenig von den Be-
drückern gespürt, aber bei dem derzeitigen Unglück waren sie die
ersten, die zu leiden hatten.
Nach wie vor waren die Amalekiter im Süden Kanaans sowie die
Midianiter an der Ostgrenze und in der Wüste jenseits des Jordan
Israels unerbittliche Feinde. Wohl hatten die Israeliten sie zur Zeit
Moses fast vernichtet, aber inzwischen waren sie sehr gewachsen
und wieder ein zahlreiches, mächtiges Volk geworden. Sie lechzten
nach Rache. Als nun Gott seine schützende Hand von Israel zurück-
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zog, war die Gelegenheit dafür gekommen. Nicht nur die Stämme