Seite 533 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die älteren Richter
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östlich des Jordans, sondern das ganze Land litt unter ihren Plünde-
rungszügen. Die wilden, grausamen Wüstenbewohner schwärmten
„wie eine große Menge Heuschrecken“ (
Richter 6,5
) mit ihren Her-
den über das Land. Wie eine verzehrende Plage breiteten sie sich
vom Jordan bis zur Philisterebene aus. Sie kamen, sobald die Ernte
zu reifen begann, und blieben, bis die letzten Früchte eingesammelt
waren. Sie plünderten die Felder, beraubten und mißhandelten die
Bewohner und verschwanden dann wieder in der Wüste. So waren
die Israeliten, die im offenen Lande wohnten, schließlich gezwun-
gen, ihre Heime aufzugeben und in den durch Mauern geschützten
Städten, in Festungen, sogar in Höhlen und Felslöchern Zuflucht zu
suchen. Sieben Jahre dauerte diese schreckliche Bedrängnis. Doch
als das Volk Israel in seinem Elend wieder auf Gottes Ermahnungen
achtete und seine Sünden bekannte, erweckte der Herr ihm abermals
einen Retter.
Gideon war der Sohn Joas aus dem Stamm Manasse. Das Ge-
schlecht, zu dem diese Familie gehörte, hatte keine führende Stel-
lung, aber es zeichnete sich durch Mut und Redlichkeit aus. Von
Joas tapferen Söhnen sagt die Schrift: „Sie waren ... jeder anzuse-
hen wie ein Königssohn.“
Richter 8,18
. Bis auf einen waren alle in
den Kämpfen gegen die Midianiter gefallen, und diesen fürchteten
die Eindringlinge. An Gideon erging nun Gottes Ruf, sein Volk zu
befreien. Er war gerade beim Weizendreschen. Er hatte eine kleine
Menge Korn versteckt, und weil er es nicht auf der gewöhnlichen
Tenne zu dreschen wagte, tat er‘s heimlich bei der Kelter. Die Zeit
der Weinlese war ja noch lange nicht da, und so wurden die Wein-
gärten von den Feinden kaum beachtet. Während Gideon still und
verborgen arbeitete, sann er bekümmert über Israels Lage nach und
wie das Joch der Unterdrücker abzuschütteln sei.
Plötzlich erschien „der Engel des Herrn“ und sprach ihn an mit
den Worten: „Der Herr mit dir, du streitbarer Held!“
„Ach, mein Herr!“ antwortete er. „Ist der Herr mit uns, warum
ist uns denn das alles widerfahren? Und wo sind alle seine Wunder,
die uns unsere Väter erzählten und sprachen: Der Herr hat uns aus
Ägypten geführt? Nun aber hat uns der Herr verstoßen und in die
Hände der Midianiter gegeben.“
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