Seite 538 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
zerschlugen sie ihre Krüge und hielten die brennenden Fackeln hoch;
zugleich stürmten sie mit dem furchterregendem Kriegsgeschrei:
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„Hier Schwert des Herrn und Gideons!“ (
Richter 7,20
) auf die Feinde
los.
Im Nu war das schlafende Heer wach. Auf allen Seiten sah es
sich von brennenden Fackeln umgeben. Aus jeder Richtung hörte es
Posaunenschall und das Geschrei der Angreifer. Da die Midianiter
glaubten, der Gnade einer überwältigenden Macht ausgeliefert zu
sein, wurden sie von panischem Schrecken ergriffen. Mit wilden
Angstrufen flohen sie um ihr Leben, und da sie die eigenen Kame-
raden für Feinde hielten, erschlugen sie sich gegenseitig. Als sich
die Nachricht von dem Siege verbreitete, kamen Tausende von den
nach Hause entlassenen Männern Israels zurück und beteiligten sich
an der Verfolgung der Fliehenden. In der Hoffnung, jenseits des
Flusses ihr eigenes Gebiet zu erreichen, schlugen die Midianiter den
Weg zum Jordan ein. Aber Gideon ließ dem Stamm Ephraim durch
Boten sagen: Fangt sie an den südlichen Furten ab. Inzwischen ging
er selbst mit den dreihundert Männern — „die waren müde und
jagten den Feinden nach“ (
Richter 8,4
) — dicht hinter denen, die
schon auf die andere Seite gelangt waren, über den Fluß. Er holte die
Oberbefehlshaber des gesamten feindlichen Heeres ein — die bei-
den Fürsten Sebach und Zalmunna —, welche mit fünfzehntausend
Mann entkommen waren, zerstreute ihre Streitmacht vollständig,
nahm die Anführer gefangen und erschlug sie.
Bei dieser außergewöhnlichen Niederlage kamen nicht weniger
als 120000 Feinde ums Leben. Die Macht der Midianiter war gebro-
chen, so daß sie nie wieder Krieg gegen Israel führten. Weit und breit
wurde bekannt, daß der Gott Israels wieder für sein Volk gestritten
hatte. Worte können das Entsetzen der umwohnenden Völker nicht
beschreiben, als sie erfuhren, mit welch einfachen Mitteln die Macht
eines kühnen, kriegerischen Volkes überwunden wurde.
Gideon, den Gott erwählte, um die Midianiter zu vertreiben, hatte
keine besondere Stellung in Israel. Er war weder Fürst noch Priester
noch Levit. Er hielt sich selbst für den Geringsten in seines Vaters
Hause. Aber Gott sah in ihm den mutigen, lauteren Mann, der sich
selbst nicht viel zutraute, aber willig war, der Führung des Herrn
zu folgen. Gott erwählt für sein Werk nicht immer hochbegabte
Männer, sondern solche, die er am besten gebrauchen kann. „Ehe