Seite 539 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die älteren Richter
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man zu Ehren kommt, muß man Demut lernen.“
Sprüche 15,33
.
Am erfolgreichsten kann der Herr durch jene wirken, die sich ihrer
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Unzulänglichkeit am stärksten bewußt sind und sich auf ihn als
Führer und Quelle ihrer Kraft verlassen. Er wird sie stark machen,
indem er ihre Schwachheit mit seiner Kraft vereint, und klug, indem
er ihre Unwissenheit mit seiner Weisheit verbindet.
Der Herr könnte weit mehr für sein Volk tun, wenn es echte
Demut übte. Aber es gibt nicht viele, die mit großer Verantwortung
betraut oder durch Erfolg ausgezeichnet werden können, ohne daß
sie selbstsicher werden und ihre Abhängigkeit von Gott vergessen.
Das ist der Grund, weshalb der Herr bei der Auswahl seiner Werk-
zeuge diejenigen übergeht, die in den Augen der Welt als groß und
glänzend begabt gelten. Sie sind nur zu oft stolz und selbstzufrieden
und meinen, ohne Gottes Rat auszukommen.
Mit einfachen Posaunenstößen konnten Josuas Heer bei Jericho
und Gideons kleine Schar durch Gottes Kraft ihre Feinde niederwer-
fen. Der vollendetste Plan, ohne Gottes Rat und Weisheit ersonnen,
wird sich als Fehlschlag erweisen. Aber der am wenigsten verspre-
chende hat Erfolg, wenn er gottgewollt ist und in Glauben und Demut
begonnen wird. Vertrauen zu Gott und Gehorsam gegen seinen Wil-
len sind für den Christen im geistlichen Kampf ebenso wichtig, wie
sie es für Gideon und Josua in ihren Kriegen mit den Kanaanitern
waren. Gott wollte Israels Glauben durch wiederholte Offenbarun-
gen seiner Macht festigen, damit es in jeder Not vertrauensvoll seine
Hilfe suchte. Er ist heute ebenso bereit, die Bemühungen seines Vol-
kes zu unterstützen und große Dinge durch schwache Werkzeuge zu
vollbringen. Der ganze Himmel wartet auf unsre Bitte um Weisheit
und Stärke. Gott kann „überschwenglich tun ... über alles, was wir
bitten oder verstehen“.
Epheser 3,20
.
Gideon kehrte von der Verfolgung der Feinde zurück und erlebte
von seinen eigenen Landsleuten nichts als Tadel und Anklage. Als
er die Männer Israels zum Kampf gegen die Midianiter aufgerufen
hatte, war der Stamm Ephraim zurückgeblieben. In seinen Augen
war das ein zu gefährliches Unternehmen. Und da Gideon ihm
keine besondere Aufforderung schickte, benutzte der Stamm diese
Ausrede, um sich seinen Brüdern nicht anschließen zu müssen. Als
aber die Siegesnachrichten kamen, waren die Ephraimiten neidisch,
weil sie nicht beteiligt waren. Nach der Niederlage der Midianiter