Seite 542 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Auch Menschen in höchsten Stellungen können vom rechten
Wege ablenken. Die Erfahrensten irren sich; die Stärksten können
straucheln und fallen. Unser Lebensweg muß ständig von oben
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erleuchtet sein. Unsere einzige Sicherheit liegt im bedingungslosen
Vertrauen zu dem, der gesagt hat: „Folge mir nach!“
Nach Gideons Tod „dachten sie nicht an den Herrn, ihren Gott,
der sie errettet hatte aus der Hand aller ihrer Feinde ringsumher,
und erzeigten sich nicht dankbar dem Hause des Jerubbaal — das
ist Gideon — für alles Gute, das er an Israel getan hatte“.
Richter
8,34.35
. Ungeachtet all dessen, was das Volk Israel ihm als Rich-
ter und Befreier verdankte, machten sie seinen unehelichen Sohn
Abimelech zu ihrem König, der mit einer Ausnahme alle rechtmäßi-
gen Kinder Gideons umbrachte, um seine Macht zu sichern. Wenn
Menschen keine Gottesfurcht mehr kennen, dauert es meist nicht
lange, bis ihnen auch Rechtschaffenheit und Lauterkeit verlorenge-
hen. Wissen wir aber Gottes Gnade recht zu würdigen, werden wir
auch diejenigen schätzen, die wie Gideon zum Segen seines Volkes
Werkzeuge in Gottes Hand sind. Das grausame Verhalten Israels
gegen das Haus Gideon war nur von einem Volk zu erwarten, das
Gott gegenüber so undankbar war.
Nach Abimelechs Tod geboten gottesfürchtige Richter der Ab-
götterei eine Zeitlang Einhalt. Aber es dauerte nicht lange, und Israel
kehrte zu den Gewohnheiten der heidnischen Völker seiner Umge-
bung zurück. In den nördlichen Stämmen fanden Syriens und Sidons
Götter viele Anhänger. Im Südwesten machte der Götzendienst der
Philister und im Osten der Moabs und Ammons die Israeliten vom
Gott ihrer Väter abwendig.
Aber dem Abfall folgte stets die Strafe auf dem Fuße. Die Am-
moniter unterwarfen die östlichen Stämme, überschritten den Jordan
und drangen in das Gebiet von Juda und Ephraim ein. Im Westen zo-
gen die Philister aus ihrer Ebene am Meer herauf und brandschatzten
und plünderten weit und breit. Wieder einmal schien Israel seinen
unbarmherzigen Feinden preisgegeben zu sein.
Und wie immer suchten sie dann Hilfe bei dem, den sie verlassen
und beleidigt hatten. „Da schrien die Kinder Israel zu dem Herrn
und sprachen: Wir haben an dir gesündigt, denn wir haben unsern
Gott verlassen und den Baalen gedient.“
Richter 10,10
. Aber auch
diese Not bewirkte keine echte Reue. Das Volk klagte nur, weil