Seite 562 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
jedes Gefühl für seine heilige Bedeutung. Und der Vater hatte weder
ihren Mangel an Achtung gerügt, noch war er ihrer geringschätzigen
Haltung gegenüber dem feierlichen Heiligtumsdienst entgegengetre-
ten. Nun sie Männer geworden waren, erfüllte sie Zweifelsucht und
Aufsässigkeit.
Obwohl sie für diesen Dienst völlig ungeeignet waren, setzte Eli
sie dennoch als Priester ein. Der Herr hatte genaueste Anweisungen
über die Darbringung der Opfer gegeben. Aber diese gottlosen Män-
ner übertrugen ihre fehlende Ehrfurcht sogar auf den Gottesdienst
und mißachteten die Gesetze, welche die feierliche Darbringung der
Opfer vorschrieben.
Der wahre Sinn der Opfer war, auf den Tod Christi hinzuweisen
und im Volk den Glauben an den Erlöser zu bewahren. Eben deshalb
war es überaus wichtig, die göttlichen Anordnungen darüber genau
zu beachten. Insbesondere waren die Sühnopfer ein Ausdruck der
Dankbarkeit gegen Gott. Dabei sollte nur das Fett auf dem Altar
verbrannt werden. Ein ganz bestimmter Anteil war den Priestern
vorbehalten, aber das meiste wurde dem Opfernden zurückgegeben,
damit er und seine Angehörigen es beim Opfermahl verzehrten. So
sollten alle in dankbarem Glauben des großen Opfers gedenken, das
die Sünden der Welt wegnehmen würde.
Anstatt sich den Ernst dieses sinnbildlichen Dienstes zu ver-
gegenwärtigen, dachten Elis Söhne nur daran, wie sie damit ihre
zügellose Genußsucht befriedigen könnten. Nicht zufrieden mit dem,
was ihnen zustand, forderten sie einen weiteren Anteil; und bei der
großen Zahl dieser Opfer, die auf den Jahresfesten dargebracht wur-
den, hatten sie Gelegenheit, sich auf Kosten des Volkes zu bereichern.
Damit nicht genug, warteten sie auch nicht, bis das Fett als Opfer
verbrannt war. Und sie beharrten darauf, sich zu nehmen, was ihnen
gefiel; wenn man es ihnen verweigerte, notfalls mit Gewalt.
Diese Unehrerbietigkeit der Priester raubte dem Gottesdienst
bald seine heilige, ernste Bedeutung, und die Leute „verachteten das
Opfer des Herrn“. Das große Opfer, auf das die Sinnbilder wiesen
und auf das sie schauen sollten, verloren sie aus dem Auge. „So war
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die Sünde der Männer sehr groß vor dem Herrn.“
1.Samuel 2,17
.
Diese pflichtvergessenen Priester übertraten Gottes Gesetz und
entehrten ihr heiliges Amt mit schmählichen, würdelosen Gepflo-
genheiten. Fortgesetzt entweihten sie mit ihrer Anwesenheit die