Seite 563 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Eli und seine Söhne
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Stiftshütte. Viele Israeliten waren empört über Hophnis und Pin-
has‘ lasterhafte Lebensweise und kamen nicht mehr zur Anbetung
nach Silo. Der Opferdienst wurde vernachlässigt und mißachtet,
und wer schon den Hang zum Bösen hatte, sah sich darin noch be-
stärkt. Gottlosigkeit, Ruchlosigkeit und sogar Götzendienst nahmen
in erschreckender Weise überhand.
Eli beging einen schweren Fehler, daß er seine Söhne am Hei-
ligtumsdienst mitwirken ließ. Als er unter dem einen oder andern
Vorwand ihr Verhalten entschuldigte, wurde er allmählich blind ge-
gen ihre Verstöße. Aber schließlich erreichten diese ein solches
Ausmaß, daß er den Frevel nicht mehr übersehen konnte. Das Volk
beklagte sich über ihre Gewalttaten, und Eli war bekümmert und
unglücklich. Aber er durfte nun nicht länger schweigen. Wie seine
Söhne dahin erzogen worden waren, nur an sich zu denken, so scher-
ten sie sich auch jetzt um niemanden. Sie sahen wohl den Kummer
ihres Vaters, aber in ihrer Hartherzigkeit blieben sie ungerührt. Sie
hörten sich auch seine milden Ermahnungen an, aber beeindruckt
waren sie deswegen nicht. Sie wollten von ihrem bösen Wandel
nicht lassen, obwohl der Vater sie vor den Folgen warnte. Hätte Eli
seinen gottlosen Söhnen gegenüber Gerechtigkeit walten lassen, wä-
ren sie vom Priesteramt ausgeschlossen und mit dem Tode bestraft
worden. Aber vor dieser öffentlichen Schande und solchem Urteil
schreckte er zurück, und so ließ er sie in den Vertrauensstellungen.
Sie durften weiterhin mit ihrer Verdorbenheit dem Gottesdienst und
der gerechten Sache derart schaden, daß es sich auf Jahre hinaus
nicht wiedergutmachen ließ. Weil Israels Richter seine Aufgabe
versäumte, nahm Gott selbst die Angelegenheit in die Hand.
„Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli und sprach zu ihm: So
spricht der Herr: Ich habe mich offenbart dem Hause deines Va-
ters, als die Kinder Israel noch in Ägypten dem Hause des Pharao
gehörten, und hab‘s mir erwählt aus allen Stämmen Israels zum
Priestertum, um auf meinem Altar zu opfern und Räucherwerk zu
verbrennen und den Priesterschurz vor mir zu tragen, und ich habe
dem Hause deines Vaters alle Feueropfer Israels gegeben. Warum
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tretet ihr denn mit Füßen meine Schlachtopfer und Speisopfer, die
ich für meine Wohnung geboten habe? Und du ehrst deine Söhne
mehr als mich, daß ihr euch mästet von dem Besten aller Opfer mei-
nes Volkes Israel. Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Ich hatte