Seite 571 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Philister rauben die Bundeslade
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Mit einem ungestümen Angriff schlugen die Philister Israel und
richteten ein großes Blutbad an. Dreißigtausend Mann blieben tot
auf dem Schlachtfeld, die Lade Gottes ging verloren, Elis beide
Söhne fielen bei ihrer Verteidigung. Wiederum wurde im Buche der
Geschichte für spätere Geschlechter ein Zeugnis niedergeschrieben:
daß die Missetat des Volkes Gottes nicht ungestraft bleibt. Je größer
die Erkenntnis über den Willen Gottes, desto größer ist auch die
Schuld derer, die ihn mißachten.
Israel hatte das schrecklichste Unglück getroffen, das ihm über-
haupt zustoßen konnte. Die Bundeslade war geraubt worden und im
Besitz der Feinde. Die Herrlichkeit Jahwes war mit diesem Sinnbild
seiner Gegenwart und Macht in der Tat von ihnen gewichen. Mit
der Bundeslade verbanden sich die wunderbarsten Offenbarungen
göttlicher Macht und Treue. Wo immer sie erschien, errang Israel
in der Vergangenheit erstaunliche Siege. Die Flügel der goldenen
Cherubim beschatteten sie, und die unbeschreibliche Herrlichkeit
der Schechina, das sichtbare Sinnbild der Gegenwart des Allerhöch-
sten, ruhte im Allerheiligsten über ihr. Aber diesmal hatte sie keinen
Sieg gebracht, war sie kein Schutz gewesen, und Trauer herrschte
bei allen Israeliten.
Sie erkannten nicht, daß ihr Glaube kraftlos war und nicht mehr
mit Gott zum Siege führte. Auch das Gesetz Gottes in der Bundesla-
de war ein Sinnbild seiner Gegenwart. Aber sie hatten die Gebote
mit seinen Forderungen mißachtet und den Geist des Herrn betrübt.
Solange das Volk den heiligen Vorschriften gehorchte, war der Herr
mit ihm und führte es durch seine Allmacht. Aber wenn die Israeli-
ten beim Anblick der Lade weder des Herrn gedachten noch seinen
geoffenbarten Willen durch Gehorsam gegen sein Gesetz ehrten,
konnte sie ihnen kaum mehr nützen als eine gewöhnliche Truhe.
Sie betrachteten die Bundeslade wie die heidnischen Völker ihre
Götter, als ob sie an sich Kraft und Heil besäße, und übertraten das
darin liegende Gesetz. Gerade ihre Verehrung der Lade führte zu
Formenwesen, Frömmelei und Götzendienst. Ihre Sünde hatte sie
von Gott getrennt, er konnte ihnen den Sieg nicht verleihen, ehe sie
nicht bereut und ihrer Bosheit entsagt hatten.
Es genügte nicht, daß Bundeslade und Heiligtum mitten unter
Israel standen. Es reichte nicht aus, daß die Priester Opfer darbrach-
ten und das Volk sich „Kinder Gottes“ nannte. Der Herr hört nicht
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