Seite 572 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
auf Bitten, die aus bösen Herzen kommen. Die Schrift sagt: „Wer
sein Ohr abwendet, um die Weisung nicht zu hören, dessen Gebet
ist ein Greuel.“
Sprüche 28,9
.
Als das Heer in die Schlacht zog, war der alte, blinde Eli in
Silo geblieben. Mit trüben Ahnungen erwartete er den Ausgang des
Kampfes, „denn sein Herz bangte um die Lade Gottes“. Tag für
Tag saß er vor dem Tor der Stiftshütte und erwartete ängstlich die
Ankunft eines Boten vom Schlachtfelde.
Schließlich kam ein Benjaminit aus dem Heerlager die Anhöhe
heraufgelaufen, die zur Stadt führte, „und hatte seine Kleider zerris-
sen und Erde auf sein Haupt gestreut“.
1.Samuel 4,13.12
. Achtlos
eilte er an dem alten Mann am Wege vorbei weiter in die Stadt und
wiederholte der begierigen Menge immer wieder die Nachricht von
der Niederlage und dem Verlust.
Das Jammer- und Klagegeschrei erreichte auch den Lauschenden
an der Stiftshütte. Man brachte den Boten zu ihm, und er sagte zu
Eli: „Israel ist geflohen vor den Philistern, und das Volk ist hart
geschlagen, und deine beiden Söhne, Hophni und Pinhas, sind tot.“
So schrecklich es war, Eli konnte das alles ertragen, denn er hatte
es erwartet. Aber als der Bote hinzufügte: „und die Lade Gottes ist
weggenommen“, glitt ein Ausdruck unaussprechlicher Seelenqual
über sein Gesicht. Der Gedanke, seine Sünde habe Gott so sehr
Schande bereitet, daß er Israel seine Gegenwart entzog, war mehr,
als er zu ertragen vermochte. Die Kräfte verließen ihn, er fiel „und
brach seinen Hals und starb“.
1.Samuel 4,17.18
.
Pinhas‘ Frau fürchtete trotz der Gottlosigkeit ihres Mannes den
Herrn. Der Tod ihres Schwiegervaters und ihres Mannes, vor allem
aber die schreckliche Nachricht von dem Verlust der Lade Gottes
erregten sie so, daß auch sie starb. Sie fühlte es, daß Israels letzte
Hoffnung geschwunden war; und sie nannte das Kind, das sie in die-
ser Unglücksstunde gebar, Ikabod oder „Unehre“. Mit ihrem letzten
Atemzug wiederholte sie kummervoll die Worte: „‚Die Herrlichkeit
ist hinweg aus Israel¡ — weil die Lade Gottes weggenommen war.“
1.Samuel 4,21
.
Aber der Herr hatte weder sein Volk völlig verworfen, noch woll-
te er den Jubel der Heiden lange dulden. In seiner Hand waren die
Philister Mittel zur Bestrafung Israels gewesen; nun wurden die Phi-
lister um der Bundeslade willen gestraft. In der Vergangenheit hatte