Seite 598 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
„Was ist mit dem Sohn des Kis geschehen? Ist Saul auch unter den
Propheten?“
1.Samuel 10,11
.
Während Saul gemeinsam mit den Propheten anbetete, ging
durch die Wirkung des Heiligen Geistes eine große Veränderung in
ihm vor sich. Das Licht göttlicher Reinheit und Heiligkeit strahlte
in die Dunkelheit des von Natur sündigen Herzens. Er sah sich so,
als stünde er vor Gottes Angesicht, und begriff den Wert echter
Frömmigkeit. Nun war er dazu berufen, Krieg gegen Sünde und
Satan zu führen, und er wurde sich bewußt, daß die Kraft dazu
nur von Gott kommen konnte. Jetzt verstand er den Erlösungsplan,
der ihm zuvor unklar und ungewiß erschienen war. Der Herr gab
ihm Mut und Weisheit für sein hohes Amt. Er offenbarte ihm die
Quelle der Kraft und Gnade und schenkte ihm Erleuchtung über die
göttlichen Forderungen und über seine eigenen Pflichten.
Bis dahin wußte Israel noch nichts von Sauls Salbung zum Kö-
nig. Gottes Wahl sollte öffentlich durch das Los bekannt werden.
Dazu berief Samuel das Volk nach Mizpa. Mit einem Gebet um
Gottes Leitung begann die Versammlung. Dann erfolgte die feier-
liche Auslosung. Schweigend wartete die Menge auf das Ergebnis.
Nacheinander wurden der Stamm, das Geschlecht und die Familie
bezeichnet, und dann traf das Los Saul, den Sohn des Kis, als den
Erwählten. Aber Saul war nicht anwesend. Angesichts der großen
Verantwortung, die er künftig tragen sollte, hatte er sich unauffällig
zurückgezogen. Man führte ihn herbei und bemerkte mit Stolz und
Genugtuung seine königliche Haltung und die edle Gestalt, denn er
„war eines Hauptes länger als alles Volk“. Sogar Samuel rief aus, als
er ihn vorstellte: „Da seht ihr, wen der Herr erwählt hat; ihm ist kei-
ner gleich im ganzen Volk.“ Und die riesige Volksmenge antwortete
mit einem langen, lauten Jubelruf: „Es lebe der König!“
Dann legte Samuel dem Volk „das Recht des Königtums“ (
1.Sa-
muel 10,23-25
) dar, die Grundsätze, auf denen die monarchische
Regierung beruhte. Der König war kein absoluter Alleinherrscher,
vielmehr blieb seine Macht abhängig vom Willen des Allerhöchsten.
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Diese Worte hielt Samuel in einem Buche fest, in dem die Vorrechte
des Fürsten und die Rechte und Privilegien des Volkes aufgezeichnet
waren. Obwohl sie sich von dem treuen Propheten nicht warnen lie-
ßen und ihn nötigten, ihren Wünschen nachzugeben, war er bemüht,
ihre Freiheit soweit wie möglich zu wahren.