Seite 620 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Befolgt sein angebliches Kind Gottes Willen nur sehr nachlässig
und beeinflußt dadurch noch andere zum Schlechten, ist es trotzdem
möglich, sein Versagen in Sieg zu verwandeln. Die Voraussetzung
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ist aber, daß wir Ermahnungen mit aufrichtigem Bedauern annehmen
und einsichtig im Glauben zu Gott zurückkehren. Das Demütigende
einer Niederlage erweist sich oft als Segen, weil sie uns die eigene
Unfähigkeit zeigt, Gottes Willen ohne seine Hilfe zu tun.
Als Saul den Vorwurf zurückwies, der ihn durch Gottes Geist
traf, und in eigensinniger Selbstrechtfertigung beharrte, lehnte er
das einzige Mittel ab, das ihn noch retten konnte. Er trennte sich
freiwillig von Gott. Fortan konnte er keine Hilfe oder Führung mehr
von ihm erwarten, es sei denn, er kehrte um und legte ein Sündenbe-
kenntnis ab.
In Gilgal gab sich Saul den Anschein großer Gewissenhaftigkeit,
als er vor dem Heer opferte. Aber diese Frömmigkeit war nicht echt.
Solcher Dienst gegen Gottes ausdrücklichen Befehl beraubte ihn nur
der Hilfe, die Gott ihm bereitwillig gewährt hätte.
Bei seinem Unternehmen gegen Amalek meinte Saul, alles We-
sentliche getan zu haben, was der Herr ihm befohlen hatte. Aber
Gott war mit teilweisem Gehorsam nicht zufrieden und auch nicht
bereit, ein noch so einleuchtend erklärtes Versäumnis zu übersehen.
Es steht niemandem zu, von Gottes Forderungen abzuweichen. Er
hatte Israel erklärt: „Ihr sollt es nicht so halten ... ein jeder, was ihm
recht dünkt“, sondern „sieh zu und höre auf alle diese Worte, die
ich dir gebiete“.
5.Mose 12,8.28
. In entscheidenden Dingen dürfen
wir nicht fragen, ob uns daraus Schaden erwächst, sondern ob sie
mit dem Willen Gottes übereinstimmen. „Manchem scheint ein Weg
recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode.“
Sprüche 14,12
.
„Gehorsam ist besser als Opfer.“ Die Sühnopfer an sich waren
in Gottes Augen wertlos. Sie sollten aber Reue über die Sünde und
Glauben an Christus ausdrücken und den Opfernden zu künftigem
Gehorsam gegen Gottes Gesetz verpflichten. Ohne diese Voraus-
setzung hatte ihre Darbringung keinen Wert. Als Saul in offenem
Widerspruch zum göttlichen Gebot gar vorschlug, die zur Vernich-
tung bestimmten Tiere zu opfern, war das unverhüllte Verachtung
der Autorität Gottes, eine Beleidigung für den Himmel. Aber wie
viele handeln ähnlich, obwohl sie Sauls Sünde und ihre Folgen ken-
nen! Einerseits glauben sie nicht an gewisse Forderungen Gottes,