Seite 626 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
rung des Wesens und der Majestät Gottes erfüllten das Herz des
jungen Dichters mit Freude und Anbetung. Beim Nachsinnen über
Gott und seine Werke wuchsen und erstarkten Davids geistigen und
seelischen Kräfte für seine späteren Aufgaben. An jedem Tag wurde
seine Verbindung zu Gott inniger. Ständig drang sein Geist in neue
Tiefen ein und entdeckte dabei Dinge, die ihn zu Harfenspiel und
Liedern anregten. Sein Gesang erhob sich in die Lüfte und hallte
von den Hügeln wider, wie eine Antwort auf die Freudengesänge im
Himmel.
Wer kann die Frucht jener beschwerlichen Wanderjahre in der
Weltabgeschiedenheit dieser Hügel ermessen? Sein inniges Verhält-
nis zur Natur und zu Gott, die Sorgen um die Herden, die Rettung aus
mancherlei Gefahr, die kummervollen wie die erfreulichen Dinge
seines bescheidenen Loses — das alles formte Davids Charakter und
beeinflußte seine Zukunft. Die Psalmen des großen Sängers Israels
sollten noch in späteren Jahrhunderten bei den Gläubigen Liebe und
Vertrauen entfachen und sie dem gütigen Vaterherzen Gottes näher
bringen, in dem alle seine Geschöpfe leben.
In der Kraft seiner Jugendfrische bereitete sich David darauf vor,
eine hohe Stellung unter den Vornehmsten der Erde einzunehmen.
Seine ausgezeichneten Fähigkeiten waren für ihn Gottesgaben, die
er zum Ruhm des göttlichen Gebers gebrauchte. Die Gelegenheiten
zu stiller Selbstbetrachtung und Versenkung vermittelten ihm jene
weise Frömmigkeit, die vor Gott und Engeln angenehm ist. Beim
Nachsinnen über Gottes Vollkommenheit eröffneten sich ihm klarere
Vorstellungen von dessen Wesen. Unverständliche Dinge wurden
deutlich, Schwierigkeiten und Verwicklungen einfach. Jede neue
Erkenntnis beglückte ihn und löste Andachtslieder zum Lobe Gottes
und des Heilands bei ihm aus. Ihn bewegte alles überaus lebhaft:
die Liebe, die er spürte, die Sorgen, die ihn bedrängten, die Siege,
die er errang. Und weil er in allen Fügungen seines Lebens Gottes
Liebe sah, schlug sein Herz höher in Anbetung und Dankbarkeit.
Der junge Hirte wurde dadurch innerlich immer gefestigter, und
seine Erkenntnis wuchs; denn der Geist des Herrn ruhte auf ihm.
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