Seite 64 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
den Ruhetag, an dem Gott geruht hatte. Sie wählten ihre Arbeits-
und Ruhezeiten ohne Rücksicht auf Jahwes ausdrückliches Gebot.
Nachdem Kain von Gott verflucht worden war, verließ er sein
Vaterhaus und betrieb zunächst Ackerbau. Dann gründete er eine
Stadt, die er nach dem Namen seines ältesten Sohnes nannte. Er
hatte die Gegenwart Gottes verlassen, dachte nicht mehr an die Ver-
heißung von der Wiederherstellung Edens und suchte Besitz und
Freuden auf der fluchbeladenen Erde zu finden. So stand er an der
Spitze der großen Klasse von Menschen, die den Gott dieser Welt
anbeten. Seine Nachkommen kannten sich bald im rein irdischen
und materiellen Vorankommen aus. Um Gott jedoch kümmerten sie
sich kaum und setzten seiner Absicht mit den Menschen nur Wi-
derstand entgegen. Kain hatte mit dem Mord den Anfang gemacht,
Lamech, fünfter in der Reihe seiner Nachkommen, fügte die Vielehe
hinzu. In seiner überheblichen Art erkannte er Gott wohl an, aber
nur um aus der Schutzverheißung für Kain die Gewähr der eigenen
Sicherheit abzuleiten. Abel hatte ein Hirtenleben geführt und in
Zelten oder Hütten gewohnt. Seths Nachkommen folgten diesem
Beispiel und nannten sich „Gäste und Fremdlinge auf Erden“, die
„eines besseren Vaterlandes, nämlich eines himmlischen“ (
Hebräer
11,13.16
) begehrten.
Eine Zeitlang hielten sich die beiden Klassen voneinander fern.
Das Geschlecht Kains breitete sich von seinem ersten Wohnort über
die Ebenen und Täler aus, wo zuvor die Kinder Seths wohnten. Diese
wiederum zogen sich in die Berge zurück, um dem verderblichen
Einfluß der Kainiten zu entgehen. Solange diese räumliche Trennung
bestand, pflegten die Nachkommen Seths auch reinen Gottesdienst.
Aber im Laufe der Zeit wagten sie, Verbindungen mit den Talbewoh-
nern einzugehen. Das hatte die schlimmsten Folgen. „Da sahen die
Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren.“
1.Mose
6,2
. Die jungen Kainitinnen fesselten Seths Söhne so sehr, daß sie
sich mit ihnen verheirateten, ohne zu bedenken, wie sehr dies Gott
mißfiel. Viele Anbeter Gottes erlagen den Verlockungen, die sie
jetzt ständig vor Augen hatten. Sie ließen sich zur Sünde verleiten
und verloren ihr besonderes, heiliges Gepräge, wurden in Gesin-
nung und Tun diesen sittlich Verdorbenen ähnlich. Sie kannten kein
siebentes Gebot mehr „und nahmen sich zu Frauen, welche sie woll-
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ten.“
1.Mose 6,2
. Die Kinder Seths gingen „den Weg Kains“.
Judas