Seite 641 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

David als Flüchtling
637
sein Glaube ins Wanken, und menschliche Schwächen kamen zum
Vorschein. In jedem sah er einen Spion und Verräter. Wie gläubig
hatte David in größter Not auf Gott geschaut und den Riesen der
Philister bezwungen! Er hatte auf Gott vertraut und war in seinem
Namen gegangen. Aber als Gehetzter und Verfolgter sah er vor lauter
Not und Gefahr den himmlischen Vater nicht mehr.
Doch dieses Erlebnis war für David lehrreich; es ließ ihn sei-
ne Mängel und seine ständige Abhängigkeit von Gott erkennen.
Wie wertvoll ist der wohltuende Einfluß des Geistes Gottes für be-
drückte und verzweifelte Menschen! Er ermutigt Verzagte, stärkt
die Schwachgewordenen und hilft angefochtenen Dienern Gottes.
Wie freundlich ist doch unser Gott mit den Gestrauchelten, wieviel
Geduld und Mitgefühl offenbart er im Unglück an uns, oder wenn
wir von großem Leid überwältigt werden!
Alles Versagen der Kinder Gottes ist Mangel an Glauben. Wenn
uns Dunkelheit umgibt und wir uns nach Licht und Führung sehnen,
laßt uns nach oben schauen; dort, jenseits der Finsternis, ist Licht.
David brauchte nicht einen Augenblick an Gott zu zweifeln. Er hatte
vielmehr allen Grund, ihm zu vertrauen, denn er war der Gesalbte des
Herrn, und in jeder Gefahr hatten ihn Gottes Engel beschützt. Mutig
hatte er Bewundernswertes vollbringen können. Wenn er nun in der
schwierigen Lage, in die er geraten war, seine Gedanken auf Gottes
Allmacht und Majestät gerichtet hätte, würde er selbst im Schatten
des Todes inneren Frieden gefunden haben. Voller Zuversicht hätte
er dann Gottes Verheißung an sich erfahren können: „Es sollen wohl
Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht
von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.“
Jesaja 54,10
.
David suchte in Judas Bergen Schutz vor Sauls Nachstellungen.
Er gelangte glücklich in die Höhle Adullam, die mit einer kleinen
Streitmacht sogar gegen ein großes Heer zu verteidigen war. „Als
das seine Brüder hörten und das ganze Haus seines Vaters, kamen
sie zu ihm dahin.“
1.Samuel 22,1
. Davids Angehörige fühlten sich
genauso bedroht, mußten sie doch annehmen, daß sich Sauls un-
vernünftiger Argwohn irgendwann einmal auch gegen sie wegen
ihrer Verwandtschaft mit David richten würde. Sie wußten nun, was
[639]
allmählich in ganz Israel bekannt geworden war, daß Gott David
zum künftigen Herrscher seines Volkes erkoren hatte. Und obwohl er