Seite 661 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Sauls Tod
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Ungeheuerlichkeit seiner Sünde und die Unmöglichkeit der Verge-
bung, um ihn zur Verzweiflung zu treiben. Nichts war geeigneter,
Saul den Mut zu rauben und sein Verständnis zu verwirren oder ihn
ausweglos zum Selbstmord zu verleiten.
Saul war vor Müdigkeit und Hunger erschöpft, er fürchtete sich,
und sein Gewissen quälte ihn. Als er nun die furchtbare Ankündi-
gung hörte, bebte er wie eine Eiche im Sturm und stürzte zu Boden.
Die Zauberin erschrak. Israels König lag vor ihr wie ein Toter.
Welche Folgen mußte es für sie haben, falls er in ihrem Versteck
stürbe? Sie redete ihm zu, aufzustehen und zu essen. Sie drängte
ihn, für die Erhaltung seines Lebens zu sorgen, nachdem sie seinem
Wunsch nachgegeben und sich selbst gefährdet hatte. Seine Diener
unterstützten ihre Bitte, und schließlich gab Saul nach. Die Frau
setzte ihm schnellstens fettes Kalbfleisch und ungesäuertes Brot vor.
Welch ein Bild! Kurz zuvor war in diesem schauerlichen Schlupf-
winkel und in Anwesenheit des Dieners Satans das Todesurteil über
den von Gott gesalbten König Israels ausgesprochen worden, und
nur wenig später setzte sich Saul zum Essen nieder, um sich für den
tödlichen Kampf des folgenden Tages zu stärken.
Noch vor Tagesanbruch kehrte er mit seinen Begleitern in das
eigene Lager zurück, um sich kampfbereit zu machen. Dadurch,
daß Saul jenen Geist der Finsternis befragte, richtete er sich selbst.
Niedergedrückt von Verzweiflung, konnte er seinem Heer unmög-
lich Mut einflößen und, von der Kraftquelle getrennt, die Gedanken
der Israeliten nicht auf Gott als ihren Helfer lenken. So ging die
Voraussage des Bösen ihrer Erfüllung entgegen.
In der Ebene von Sunem und an den Hängen des Gebirges Gil-
boa prallten Israels Heere und die Philister in tödlicher Begegnung
aufeinander. Obwohl ihm das schreckliche Erlebnis in der Höhle von
Endor alle Hoffnung genommen hatte, kämpfte Saul mit dem Mut
der Verzweiflung für Thron und Reich. Vergeblich! „Die Männer Is-
raels flohen vor den Philistern und blieben erschlagen liegen auf dem
Gebirge Gilboa.“ Drei tapfere Söhne des Königs starben an seiner
Seite. Bogenschützen drangen auf ihn ein. Er sah seine Krieger um
sich herum fallen und seine Söhne durchs Schwert getötet. Selbst
verwundet, konnte er weder kämpfen noch fliehen. Es gab kein Ent-
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rinnen mehr. Aber lebend wollte er den Philistern nicht in die Hände
fallen. So befahl er seinem Waffenträger: „Zieh dein Schwert und