Seite 675 - Patriarchen und Propheten (1999)

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David in Ziklag
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Knapp drei Tage waren seit der Heimkehr vergangen, während
denen sie angestrengt am Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser
arbeiteten und unruhig auf Nachricht von der Schlacht zwischen
Israel und den Philistern warteten. Da kam ein Bote in die Stadt „mit
zerrissenen Kleidern und mit Erde auf seinem Haupt“.
2.Samuel
1,2
. Man brachte ihn sofort zu David, vor dem er sich ehrfurchtsvoll
verneigte. Damit brachte er zum Ausdruck, daß er in ihm einen
mächtigen Fürsten sah, dessen Gunst er begehrte. David forschte
begierig, wie die Schlacht verlaufen sei. Daraufhin berichtete der
Flüchtling von Sauls Niederlage und Ende und auch von Jonathans
Tod. Er ging aber über eine schlichte Darstellung der Tatsachen
hinaus. Augenscheinlich setzte er voraus, daß David gegen seinen
unbarmherzigen Verfolger feindliche Gefühle hegte, und so hoffte er,
als Mörder des Königs ausgezeichnet zu werden. Prahlerisch erzählte
der Fremde, wie er während der Schlacht den König von Israel
verwundet und von seinen Feinden hart bedrängt angetroffen und ihn
auf seine eigene Bitte getötet habe. Den Stirnreif und die goldenen
Armspangen brachte er David mit. Zuversichtlich erwartete er, daß
diese Nachricht befriedigt aufgenommen und er für seine Tat reich
belohnt werden würde.
Statt dessen „faßte David seine Kleider und zerriß sie, und ebenso
taten alle Männer, die bei ihm waren, und sie hielten Totenklage
und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn
Jonathan und um das Volk des Herrn und um das Haus Israel, weil
sie durchs Schwert gefallen waren“.
2.Samuel 1,11.12
.
Als David die erste Erschütterung über die furchtbare Nachricht
verwunden hatte, fiel ihm der fremde Bote und das Verbrechen ein,
das dieser nach seiner eigenen Darstellung begangen hatte. Er for-
derte den jungen Mann vor sich und fragte ihn: „Wo bist du her?“
Die Antwort lautete: „Ich bin der Sohn eines Fremdlings, eines Ama-
lekiters.“ David sprach zu ihm: „Wie, du hast dich nicht gefürchtet,
deine Hand zu erheben gegen den Gesalbten des Herrn, um ihn
zu töten!“
2.Samuel 1,13.14
. Zweimal hatte David Saul in seiner
Gewalt gehabt. Aber obwohl man ihn drängte, den König zu töten,
hatte er es jedesmal abgelehnt, seine Hand gegen den zu erheben,
der auf Gottes Befehl zum Herrscher über Israel gesalbt worden war.
Dieser Amalekiter jedoch scheute sich nicht, damit zu prahlen, er
habe Israels König umgebracht! Er bezichtigte sich selbst eines to-
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