Seite 75 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Sintflut
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stolzen Ichs zu befriedigen, vergnügungssüchtig und lasterhaft, woll-
ten sie Gott nicht im Gedächtnis behalten und kamen bald dahin,
sein Dasein zu leugnen. Statt den Schöpfer anzubeten, verehrten sie
die Schöpfung. Sie verherrlichten den menschlichen Genius und
beteten an, was sie mit eigenen Händen geschaffen hatten. Dazu
lehrten sie ihre Kinder, sich vor geschnitzten Bildern zu beugen.
Auf den Feldern und im Schatten prächtiger Bäume errichte-
ten sie ihre Götzenaltäre. Ausgedehnte Haine, die das ganze Jahr
hindurch grünten, wurden fremden Göttern geweiht. Zu diesen Wäl-
dern gehörten prachtvolle Anlagen, an deren verschlungenen Pfaden
reichbeladene Obstbäume, geschmückt mit Statuen, alles boten, was
die Sinne erfreuen, aber auch aufreizen und dazu verlocken konnte,
am Götzendienst teilzunehmen.
Die Menschen wandten sich ab von Gott und beteten Geschöpfe
eigener Phantasie an. Die Folge davon war, daß sie immer tiefer
sanken. Der Psalmist beschreibt diese Auswirkungen der Götzen-
dienerei folgendermaßen: „Die solche Götzen machen, sind ihnen
gleich, alle, die auf sie hoffen.“
Psalm 115,8
. Es ist ein Gesetz des
menschlichen Geistes: Durch Anschauen werden wir verwandelt.
Der Mensch wird nicht höher steigen, als seine Wahrheitsbegrif-
fe und Vorstellungen von Reinheit und Heiligkeit sind. Wenn der
Geist sich niemals über das rein Menschliche hinaus zur gläubigen
Betrachtung der unendlichen Weisheit und Liebe emporheben läßt,
wird er ständig tiefer sinken. Die Anbeter falscher Götter bekleideten
ihre Gottheiten mit menschlichen Eigenschaften und Schwächen
und stellten sie dadurch auf die Stufe der eigenen Sündhaftigkeit.
Das aber hatte ihre Verderbnis zur Folge. „Aber der Herr sah, daß
der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und
Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar ... Aber die Erde
war verderbt vor Gottes Augen und voller Frevel.“
1.Mose 6,5.11
.
Gott hatte den Menschen seine Gebote zur Richtschnur ihres Lebens
gegeben, aber sie übertraten sie und verfielen darum in jede nur
denkbare Sünde. Die Gottlosigkeit war geradezu herausfordernd.
Die Gerechtigkeit wurde in den Staub getreten, und die Schreie der
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Unterdrückten drangen zum Himmel.
Entgegen der göttlichen Lebensordnung bei der Schöpfung wur-
de schon bald die Vielweiberei eingeführt. Der Herr gab Adam
ein Weib und zeigte ihm damit seinen Willen. Aber nach dem Fall