Seite 78 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

74
Patriarchen und Propheten
so unbekümmert und verfällt der Sünde so sehr, wie diejenigen, die
einmal Erkenntnis hatten, aber dem überführenden Geiste Gottes
widerstanden.
Die Menschen jenes Geschlechts waren nicht alle Götzendiener
in der wahren Bedeutung des Wortes. Viele von ihnen bekannten
sich sogar zu den Anbetern Gottes. Sie behaupteten, daß ihre Götzen-
bilder Darstellungen Gottes seien, durch die dem Volk eine klarere
Vorstellung des göttlichen Wesens vermittelt werden könnte. Aber
gerade diese Leute verwarfen Noahs Predigt als erste. In dem Be-
streben, Gott sinnlich wahrnehmbar darzustellen, wurden sie seiner
Macht und Majestät gegenüber blind. Sie begriffen weder seine
Heiligkeit noch die Unwandelbarkeit seiner Gebote. Weil sie so all-
gemein verbreitet war, verlor die Sünde immer mehr an Gewicht.
Schließlich erklärte man, das Gesetz Gottes sei nicht mehr in Kraft,
denn es widerspräche seinem Wesen, Übertretung zu bestrafen. Sie
bestritten, daß die Erde je von göttlichen Strafgerichten heimgesucht
würde. Wollten sie dem Gesetz Gottes gehorchen, dann hätten sie
seine Stimme aus der Warnungsbotschaft Noahs gehört. Aber die
Zurückweisung von Erkenntnis hatte sie so blind gemacht, daß sie
Noahs Botschaft für eine Täuschung hielten.
Auf der Seite dieses Gerechten stand keine große Menge. Die
Welt machte Front gegen Gottes Gerechtigkeit und sein Gesetz. Man
sah in Noah nur einen Fanatiker. Als Satan Eva zum Ungehorsam
gegen Gott zu verleiten suchte, sagte er zu ihr: „Ihr werdet keines-
wegs des Todes sterben.“
1.Mose 3,4
. Welterfahrene, kluge Männer
wiederholten nun das gleiche: „Gottes Drohungen haben nur den
Zweck der Einschüchterung und werden sich nie als wahr erweisen.
Niemand lasse sich beunruhigen. Ein Ereignis wie die Zerstörung
der Welt durch den Gott, der sie geschaffen hat, und die Bestra-
fung der Geschöpfe, die er ins Leben rief, wird niemals stattfinden.
Beunruhigt und ängstigt euch deshalb nicht! Noah ist ein großer
Fanatiker.“ So machten sie sich über die Torheit des scheinbar irre-
geführten alten Mannes lustig. Anstatt ihr Herz vor Gott zu beugen,
lebten sie in ihrem Ungehorsam und ihrer Bosheit weiter, als ob
[73]
Gott niemals durch den Mund seines Knechtes zu ihnen gesprochen
hätte.
Aber Noah stand wie ein Fels im Sturm. Obwohl er von Verach-
tung und Spott umgeben war, unterschied er sich von seinen Zeit-