Seite 79 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Sintflut
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genossen durch seine Redlichkeit und unwandelbare Treue. Kraft
erfüllte seine Worte, denn aus ihm sprach die Stimme Gottes. Seine
enge Verbindung zu Gott gab ihm die Kraft des Himmels, hun-
dertzwanzig Jahre lang ein Ereignis anzukündigen, das nach damali-
gem menschlichem Wissen unmöglich war.
Die vor der Sintflut lebenden Menschen beriefen sich darauf,
daß die Naturgesetze jahrhundertelang unverändert geblieben und
die Jahreszeiten regelmäßig wiedergekehrt wären. Noch nie hatte es
geregnet. Nur Nebel oder Tau feuchteten die Erde. Die Flüsse waren
bis dahin nie über die Ufer getreten, sie hatten ihre Wasser sicher
zum Meer geführt. Feste Naturgesetze hielten die Gewässer vom
Überfluten ihrer Ufer zurück. Aber diese kritischen Denker sahen
darin nicht die Hand Gottes, der gesagt hatte: „Bis hierher sollst du
kommen und nicht weiter.“
Hiob 38,11
.
Als die Zeit verging, ohne daß sich in der Natur etwas änder-
te, beruhigten sich auch jene Leute wieder, die zu gewissen Zeiten
angsterfüllt gewesen waren. Wie viele heute waren sie der Ansicht,
die Natur stehe über dem Schöpfer, und ihre Gesetzmäßigkeit sei so
fest gegründet, daß auch Gott selbst sie nicht ändern könne. Wenn
Noahs Botschaft stimmte, dann müßte die Natur aus ihrem Gleich-
gewicht geraten, und damit wurde jene Ankündigung in den Augen
der Menschen zu einer ganz großen Täuschung. Sie verachteten
Gottes Warnung und bezeugten dies, indem sie nun erst recht so
weiterlebten wie vorher. Sie feierten nach wie vor ihre Feste mit
schwelgerischen Gelagen. Sie aßen und tranken, pflanzten und bau-
ten, planten neue Gewinne für die Zukunft und steigerten sich in
unbekümmerte Bosheit und trotzige Mißachtung der Gebote Gottes
hinein, um ihre Furchtlosigkeit gegenüber dem Allmächtigen zu
beweisen. Sie behaupteten, wenn an Noahs Verkündigung etwas
Wahres wäre, dann wüßten die Gelehrten, die Klugen und Weisen
etwas darüber.
Hätten die vor der Sintflut Lebenden der Warnung geglaubt und
ihr böses Tun bereut, dann würde der Herr seinen Zorn genauso ab-
gewendet haben wie bei Ninive. Aber weil sie gegen besseres Wissen
handelte und gegen die Warnungen des Propheten hartnäckig Wider-
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stand leistete, machte jene Generation das Maß ihrer Ungerechtigkeit
voll und wurde reif für die Vernichtung.