Seite 81 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Sintflut
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hinter ihm zu“.
1.Mose 7,16
. Ein blendender Lichtstrahl und eine
Wolke von Herrlichkeit, womöglich noch heller als der Blitz, kam
vom Himmel herab und schwebte vor dem Eingang der Arche. Die
schwere Tür, die niemand drinnen bewegen konnte, wurde von un-
sichtbaren Händen langsam geschlossen. Noah war in Sicherheit;
aber die Gottes Gnade verworfen hatten, waren ausgeschlossen. Auf
jener Tür lag nun das Siegel des Himmels. Gott hatte sie verschlos-
sen, und er allein konnte sie wieder öffnen. Wenn Christus sein Amt
als Fürsprecher für die sündige Menschheit beenden wird, bevor
er in den Wolken des Himmels kommt, wird sich ebenfalls eine
Gnadentür schließen. Dann wird Gottes Barmherzigkeit nicht länger
an den Bösen wirken können und Satan über alle, die diese Gnade
ablehnten, uneingeschränkte Macht ausüben. Sie werden versuchen,
Gottes Volk zu vernichten. Aber wie Noah in der Arche eingeschlos-
sen war, so werden die Gerechten von Gottes schützender Macht
umgeben sein.
Sieben Tage lang waren Noah und seine Familie schon in der
Arche, und noch war kein Anzeichen des kommenden Sturmes zu
sehen. Das war eine Zeit der Glaubensprüfung für sie, für die Drau-
ßenstehenden dagegen eine Zeit des Triumphes. Der scheinbare
Verzug bestätigte sie in der Auffassung, daß Noahs Botschaft ein
Irrtum war. Niemals würde eine Flut kommen. Trotz der ernsten
Ereignisse, deren Zeugen sie geworden waren — der Eingang der
Tiere und Vögel in die Arche und das Verschließen der Tür durch
den Engel Gottes —, belustigten sie sich weiter und machten so-
gar ihre Scherze über diese außergewöhnlichen Offenbarungen der
Macht Gottes. In Scharen versammelten sie sich um die Arche und
verlachten ihre Bewohner mit einer Dreistigkeit, wie sie das vorher
nicht gewagt hatten.
Aber am achten Tage zogen dunkle Wolken am Himmel auf.
Grollender Donner und zuckende Blitze folgten. Bald fielen große
Regentropfen. Derartiges hatten die Leute noch nie gesehen, und
große Furcht beschlich sie. Alle fragten sich insgeheim: „Könnte
es doch sein, daß Noah recht hatte und die Welt zum Untergang
verdammt ist?“ Der Himmel wurde immer dunkler, und der Regen
fiel dichter. In panischem Schrecken jagten die Tiere umher. Ihr miß-
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tönendes Gebrüll schien eine Klage über ihr Los und das Schicksal
der Menschen zu sein. Dann aber „brachen alle Brunnen der großen