Seite 122 - Auf den Spuren des gro

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Kapitel 10: Den Versuchten helfen
Nicht weil wir Christus zuerst geliebt hätten, liebte er uns, son-
dern „als wir noch Sünder waren“, starb er für uns. Er behandelt uns
nicht so, wie wir es verdient haben. Obwohl unsere Sünden uns die
Verdammung eingebracht haben, verdammt er uns doch nicht. Jahr
für Jahr trägt er uns in unserer Schwachheit und Unwissenheit, in
unserer Undankbarkeit und Eigenwilligkeit. Trotz unseres oft chao-
tischen Lebens, unserer Hartherzigkeit und unserer Geringschätzung
seines Wortes bleibt seine Hand ausgestreckt.
Gnade ist eine Eigenschaft Gottes, die er an Menschen erweist,
von denen keiner sie verdient hat. Wir suchten nicht nach ihr, sondern
sie wurde ausgesandt, um uns zu suchen. Gott freut sich darüber,
wenn er uns seine Gnade schenken darf — nicht, weil wir ihrer
wert wären, sondern weil wir ihrer gänzlich unwürdig sind. Unser
einziger „Anspruch“ auf seine Gnade besteht in unserem großen
Bedürfnis nach ihr.
Gott der Herr streckt durch Jesus Christus beständig seine Hand
aus, um die von Sünde Beladenen einzuladen. Er will alle annehmen,
alle bei sich willkommen heißen. Darin besteht seine Herrlichkeit,
selbst dem größten Sünder zu vergeben. Er will den Gewalttätigen
die Opfer entreißen, die Gefangenen befreien und die in Feuer Ver-
brennenden aus den Flammen reißen. Er will die goldene Kette
seiner Gnade in die untersten Tiefen menschlicher Verkommenheit
herablassen und die von Sünden zerstörte Seele heraufziehen.
Jeder Mensch ist ein Ziel liebevoller Anteilnahme dessen, der
sein Leben dafür gab, die Menschheit zu Gott zurückzuführen. Er
sorgt für schuldig gewordene und hilflose Seelen, die den Künsten
und Schlichen Satans zu erliegen drohen, wie ein Hirte für die Schafe
seiner Herde sorgt.
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Dieses Beispiel des Heilands soll auch das Vorbild für unseren
Dienst an den Versuchten und Irrenden sein. Dieselbe Anteilnahme,
Einfühlsamkeit und Geduld, die er uns erwiesen hat, sollen wir
auch anderen erweisen. „Wie ich euch geliebt habe“, sagt er, „so
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