Die hilflosen Armen
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„Verlaß nur deine Waisen, ich will sie am Leben erhalten, und
deine Witwen sollen auf mich hoffen.“
Jeremia 49,11
.
Viele Väter sind, wenn sie sterben und deshalb ihre Lieben ver-
lassen mußten, im Glauben an Gottes Verheißung gestorben, daß
er für diese sorgen werde. Und der Herr sorgt für die Witwen und
Waisen, nicht durch ein Wunder wie das Manna vom Himmel oder
etwa Raben, die die Nahrung bringen, sondern durch ein am mensch-
lichen Herz wirkendes Wunder, das die Selbstsucht vertreibt und die
Quellen christlicher Nächstenliebe aufschließt. Er vertraut seinen
Nachfolgern die Geplagten und Hinterbliebenen als eine kostba-
re Gabe an; sie haben auf das entschiedenste Anspruch auf unser
Mitgefühl.
In komfortabel ausgestatteten Heimen, in Vorratsspeichern, die
mit reichen Ernten angefüllt sind, in Kleiderlagern und Tresoren hat
Gott Mittel zur Unterstützung dieser Bedürftigen bereitgelegt. Er
fordert uns auf, Kanäle seiner Gaben zu sein.
So manche Witwe und Mutter vaterloser Kinder kämpft tapfer
darum, ihre nun doppelt schwere Bürde tragen zu können; die harte
Arbeit, die sie tut, um ihre Kinder bei sich zu behalten und zu ver-
sorgen, übersteigt ihre Kräfte oft bei weitem. Nur noch wenig Zeit
bleibt ihr für deren Erziehung und Unterrichtung, nur wenige Gele-
genheiten, ihnen Erlebnisse zu verschaffen, die ihr Leben erhellen.
Sie braucht deshalb Ermutigung, Mitgefühl und finanzielle sowie
praktische Hilfe.
Gott fordert uns auf, diesen Kindern, so gut wir können, die
fehlende väterliche Fürsorge zu leisten. Helft ihnen in jeder nur
möglichen Weise, anstatt abseits zu stehen und euch über ihre Fehler
und die Mühe zu beklagen, die sie womöglich verursachen. Seid
bestrebt, der von Sorgen geplagten Mutter zu helfen; erleichtert ihre
Lasten.
Außerdem gibt es sehr viele Kinder, denen das elterliche Vor-
bild und der charakterformende Einfluß eines christlichen Heims
gänzlich fehlen. Christen sollen ihre Herzen und Heime für diese
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Hilflosen öffnen. Das Werk, das Gott ihnen als ihre Pflicht aufge-
tragen hat, sollte nicht auf eine Wohltätigkeitsinstitution abgewälzt
oder gar den Zufällen weltlicher Fürsorge überlassen werden. Wenn
die Kinder keine Verwandten haben, die für sie sorgen können, sol-
len die Gemeindeglieder ihnen ein Zuhause geben. Unser Schöpfer